: Nachgefragt: "Heroin-Freigabe diskutieren"
taz: Die Legalisierungsdebatte schwappt nun langsam auch auf Bremen über...
Irmgard Gaertner, Senatorin für Jugend, Soziales und Gesundheit: Das liegt auf der Hand. Ich habe allerdings Zweifel, ob es Sinn macht, staatlich Heroin auszugeben, wo wir über die Wirksamkeit oder Unwirksamkeit der Substitution mit Methadon noch so wenig sagen können.
Sie sind also dagegen?
Ich halte das vorsichtig gesagt für eine wahnwitzige Idee. Ziel sollte stattdessen sein, erstmal alles zu versuchen, daß weniger Menschen abhängig werden und stärker auf die Präventionsarbeit zu setzen. Ich weiß, daß die Ergebnisse da noch sehr unbefriedigend sind.
Wir werden jetzt erst einmal mit Macht daran gehen, Methadon dezentral anzubieten. Auch die Drogenberatung muß die Abhängigen da aufsuchen, wo sie sind — um zu verhindern, daß sie sich an kritischen Punkten der Stadt zusammenrotten. Ich halte es für leichtfertig, da Heroin und Kokain zu verteilen.
Sehen Sie dennoch einen Diskussionsbedarf zur Freigabe harter Drogen?
Auf jeden Fall. Ich habe mir aber noch keine abschließende Meinung gebildet. Auch mein Kollege Ortwin Runde (Sozialsenator in Hamburg) macht es sich nicht so leicht. Er hat mit Sicherheit die gleichen Bauchschmerzen wie ich.
Wir müssen da länderübergreifend weiterreden. Das ist eine politische und auch eine gesundheitspolitische Frage.
Wie stehen Sie zur Freigabe weicher Drogen, Cannabis etc.?
Das ist für mich wie für die sachkundigen Mitarbeiter der Behörde kein Thema mehr. Im Vergleich zu dem, was Alkohol und Rauchen mit ihren gesundheitlichen Folgen anrichten, ist das aber auch ein Stück Ideologie.
Werden Sie eine Gesetzesinitiative unterstützen, weiche Drogen aus dem Betäubungsmittelgesetz herauszunehmen?
Dazu möchte ich mich nicht äußern, bevor ich nicht mit den Experten in den Behörden geredet habe. ra
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von der Frau
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