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Bremens oberster Wirtschaftsförderer gefeuert

■ WFG-Geschäftsführer Schmädeke soll abgefunden werden / Hafenvertreter gegen „einseitige“ Fernost-Akquisition

hier den Kopf

von dem Mann

reinkleben

Hartmut Schmädeke, seit sieben Jahren Geschäftsführer der bremischen Wirtschaftsförderungs- Gesellschaft, „kommt als Geschäftsführer nicht in Frage“. So knapp und schroff begründete der Senator für Außenwirtschaft und Häfen, Uwe Beckmeyer gestern, warum Schmädeke ausgerechnet für den Teil seiner früheren Aktivitäten, in dem er sich besonders engagiert hatte, nicht geeignet sein soll: die Außenwirtschafts- Akquisition und die dafür in Gründung befindliche neue Teil- Gesellschaft der alten Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft.

Völlig überstürzt war diese Entscheidung zustande gekommen. Bis vor zwei Wochen war klar, daß Schmädeke der Geschäftsführer für die Außenwirtschafts-Förderung bleiben soll. Der von Beckmeyer gestern für den Außenbereich der Wirtschaftsförderung vorgestellte neue Mann, Helmut H. Detken (52), räumte ein, daß er bisher über „Konzepte“ der Wirtschaftsförderung und also die Umrisse seiner zukünftigen Tätigkeit nichts sagen könne.

Seine Bemerkung, es sollten „erst einmal vernünftige Konzepte erarbeitet“ werden, wollte Detken auf Nachfrage auch nicht so verstanden wissen, daß es bisher keine Konzepte gegeben habe oder daß die bisherige Arbeit unvernünftig gewesen sei — er kennt sie einfach nicht gut genug, um dazu etwas Verbindliches erklären zu können. Die Konzentration auf Ostasien, mit dieser Meinung wollte er dennoch nicht hinter dem Berg halten, finde er „einseitig“. Von einer „verstärkten Japan-Akquisition“ redete im Unterschied dazu Außenhandels- Senator Beckmeyer, der das Fernost-Engagement des WFG-Geschäftsführers Schmädeke immer gelobt und verschiedene Fernost- Reisen auch gemeinsam mit ihm unternommen hatte.

Auch der als „Generalbevollmächtigter“ der neuen Außenwirtschafts-Förderungsgesellschaft vorgesehene Walter Hübenthal (64) hat, wie er bekräftigte, bei der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) einen „Fulltime-Job“ und daher „bisher nicht die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu machen“. Auch er konnte also zu seiner zukünftigen Tätigkeit nichts sagen. Klar ist nur, daß Detken hauptberuflich Geschäftsführer der bremischen Hafenvertretung bleiben wird und Hübenthal Prokurist der BLG — was Schmädeke bisher vollberuflich machte, wollen die beiden also nebenher erledigen.

Oder auch nicht. Völlig offen ist nämlich, was aus den nicht hafengebundenen Aspekten der Außenwirtschaftsförderung wird. Die beiden gestern vorgestellten neuen Chefs kommen aus der Schiffahrts- und Hafen-Branche und sind dort durch ihre sonstigen Funktionen und Tätigkeiten eingebunden. Für die „hafenfremde Akquisition“ soll „ohne Zeitdruck“ ein anderer Geschäftsführer gesucht werden.

Als operativer Geschäftsführer der verbleibenden WfG, die sich auf die Bestandspflege konzentrieren soll, war Schmädeke nie im Gespräch — 1990 war sein Vertrag noch um fünf Jahre verlängert worden, nun soll nur noch über seine Abfindung verhandelt werden. Beckmeyer: „Dieses Angebot soll man annehmen“. Das neue japanische Restaurant im World-Trade-Center am Philosophenweg wird er heute abend noch eröffnen, den Termin auf der Hannover-Messe morgen dürfte er aber schon absagen.

Während Beckmeyer für seinen bisherigen Außenwirtschafts-Mann Schmädeke kein Wort der Anerkennung oder des Lobes finden konnte und auch der Frage nach einer möglichen Kontinuität der Arbeit auswich, lobte er die beiden neuen nebenberuflichen Männer der Außenwirtschafts-Förderung in höchsten Tönen: Eine „überzeugende personelle Neuformierung“ sei ihm gelungen, formulierte Beckmeyer, er erwarte sich von der neuen Besetzung „wertvolle Impulse“, es gehe um eine „neue internationale Akquisitionsoffensive Bremens“.

Von der Handelskammer konnte Beckmeyer nur berichten, daß sie die Lösung „ausdrücklich billigt“. Sein Amt als ehrenamtlicher Geschäftsführer der WfG hatte Handelskammer-Syndikus Immermann aus Ärger über Beckmeyer niedergelegt. Beckmeyer gestern vor der Presse: „Es wird keinen nebenamtlichen Geschäftsführer à la Immermann geben. Diese Frage stellt sich mir nicht.“ K.W.

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