piwik no script img

Zwei Herren aus Verona

■ Beim Jugendclub: Shakespeares Teenagerkomödie über die Komplotte der Liebe

Die Zeiten der ersten Teenager- Liebe, das sind gewöhnlich die Qualen des kleinen Mutes und der großen Gefühle: Verschlüsselte Botschaften, gebrochene Schwüre und verzwickte Kom

Ein Schlachtfeld der Intrigen ist die Liebe, und verwüstet von der Unfähigkeit der Kombattanten, ihre Kräfte einzuschätzen

plotte beschäftigen die Menschen in jenem Lebensabschnitt.

Der Jugendclub des Bremer Theaters bewies am Freitag im Freiraum-Theater, daß man Shakespeare, aber gar nicht unbedingt „Bravo“ gelesen haben muß, um zu verstehen, worum es eigentlich geht: Die erste Liebe ist ein Schlachtfeld der Lügen und Intrigen, und verwüstet von der permanenten Unfähigkeit der Kombattanten, die eigenen Kräfte und Gefühle einzuschätzen.

Mit der Komödie „Zwei Herren aus Verona“ präsentiert der Jugendclub erfrischendes Nachwuchs-Theater, das erstaunlich unverkrampft und selbstbewußt daherkommt. Den Jugendclub- Akteurinnen mag die eigene Pubertät vermutlich noch in guter Erinnerung sein, so daß es ihnen nicht schwerfällt, die seelischen Schieflagen der Shakespeareschen Teenager auf der Bühne auszuspielen.

Die „Zwei Herren aus Verona“ sind nur zwei naßforsche Dreiviertelstarke namens Valentin und Proteus (Andre Erkau und Mathias Hörnke), die sich auf väterlichen Wunsch im großen Mailand als Männer bewähren sollen; doch kommt die Liebe ihnen in die Quere. Valentins Herz entflammt für Sylvia; Proteusliebt eine Julia, aber im Grunde Sylvia noch mehr! Und verrät deshalb Valentin und macht sich schuldig an der gewaltsamen Trennung der beiden...Am Ende steht ein versöhntes Liebespaar (Julia hat ihrem ruchlosen Proteus vergeben) neben Sylvia (Martina Flügge) und Valentin, beide tief verstört. So wendet sich auf den letzten Metern die Komödie ins Tragische, und der Jugendclub arbeitet das eindruckvoll heraus.

Ohne die Geschichte zu entstellen, arbeitet diese Inszenierung mit witzigen Aktualisierungen und stimmigen Verfremdungen. Beispielsweise kommt Julia in Rollschuhen auf die Bühne, und ein Gastwirt plaudert in breitestem Plattdeutsch. Am besten lebt das Stück aber von der Spielfreude der acht SchaupielerInnen. Deren Energieleistung macht manche Flüchtigkeitsfehler mühelos wett.

Überragend und mit erstaunlicher Wandlungsfähigkeit spielt Katrin Rüßmeyer in der Doppelrolle als Mutter/ Domina und als flapsiger DienerFlink; ebenso wie Mathias Hörnke als gequält gespaltener Intrigant Proteus. Martin Jahrfeld

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen