: Aus für französische Atomtests im Pazifik
Paris (taz) — Zwei Wochen nach den Regionalwahlen in Frankreich, bei denen die beiden konkurrierenden Öko-Parteien ein sensationell gutes Ergebnis mit zusammen rund 14 Prozent erzielten, zeichnen sich erste Änderungen in der Linie der Regierungspartei ab: Gestern kündigte der frischgekürte sozialistische Premierminister Pierre Bérégovoy an, Frankreich werde seine Atomversuche für den Rest dieses Jahres einstellen. In einem Schreiben an die Regierungschefs der anderen Atommächte regt er zum Nachahmen an. Einen völligen Verzicht auf die Force de Frappe — „der Grundstein unserer Verteidigungspolitik“ — zieht Bérégovoy jedoch nicht in Erwägung. Seine Regierung werde für eine „ausgewogene Reduzierung der Atomwaffen“, sagte er.
Mit seinem Schritt folgte Bérégovoy einer zentralen Forderung der Öko-Parteien. Bei den französischen Traditionsgrünen „Les Verts“ gehörte der Stopp der Atomtests längst zum Programm. Die zweite Öko- Partei, die teilweise von Sozialisten gegründete „Generation Ökologie“, vollzog ihre Kehrtwende vor zwei Wochen. Am Tag zuvor, dem 26. März, hatte die französische Kriegsmarine das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior II.“ vor dem Mururoa-Atoll geentert. Die Schiffsbesatzung wollte Strahlentests durchführen. Stattdessen wurden sie festgenommen. Für Brice Lalonde, — „Generation Ökologie“-Gründer und vor zwei Wochen noch französischer Umweltminister — war die Aktion auf hoher See der Anlaß, auch ein Moratorium der Atomtests zu verlangen. Eine Woche später stieg er aus der Regierung aus. Unterdessen suchte Staatspräsident Mitterrand fieberhaft nach Koalitionspartnern im Lager der Öko-Parteien. Nach der verheerenden Wahlniederlage der Sozialisten wollte er nicht nur eine neue Figur an die Spitze der Regierung setzen, sondern auch sein Kabinett mit möglichst vielen RepräsentantInnen des Öko-Lagers besetzen. Der Versuch mißlang und Mitterrand komponierte ein rein sozialistische — wenn auch teilweise recht weit linksstehende — Regierung. Mit seiner gestrigen Ankündigung macht Premier Bérégovoy jetzt einen neuen Schritt hin auf die Grünen.
Seit 1975 haben die Franzosen in Polynesien nahezu 200 Atomsprengköpfe gezündet — in den ersten Jahren in der Atmosphäre, zuletzt nur noch unterirdisch. Neben verstrahltem Wasser und Land und vertriebenen InsulanerInnen kostete diese Praxis der Grande Nation auch einen Greenpeacler das Leben: Er befand sich an Bord des Schiffes „Rainbow Warrior“, das 1985 von französischen Geheimdienstagenten in einem neuseeeländischen Hafen in die Luft gesprengt wurde. dora
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