: Berlin erwartet Olympia-Geld aus Bonn
■ Berlin setzt auch zukünftig auf Bonner Gelder/ Senatsausschuß bewilligte weitere 40 Millionen für Olympia-Gutachten/ Abgeordnetenhaus will Vorbereitungskosten von 129 Millionen Mark überprüfen
Berlin. Trotz der ablehnenden Haltung von Bundesfinanzminister Waigel gegen die Olympischen Spiele im Jahre 2000 setzen die Verantwortlichen in Berlin weiterhin auf eine finanzielle Beteiligung Bonns an den Vorbereitungen. Eine alleinige Finanzierung der Spiele durch das Land Berlin steht, nach Ansicht des Staatssekretärs in der Finanzverwaltung, Werner Heubaum, nicht zur Debatte. Für ihn gilt, trotz der Worte Waigels, daß sich die Bundesregierung klar zu Berlin bekannt habe. Auch der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, Willi Daume, hält eine Vorfinanzierung durch den Bund für »durchaus wünschenswert und denkbar«. Er empfahl, Waigels Worte nicht auf die Goldwaage zu legen. Bevor über Kosten geredet werden könne, müsse Berlin als Austragungsort feststehen. Dies wird von der Grünen-Abgeordneten Michaele Schreyer nicht geteilt. Sie fordert vielmehr, daß die Bonner Äußerungen ernst genommen werden und Berlin jetzt die Bewerbung zurückzieht, denn der Bund werde nicht bereit sein, neben den Aufwendungen für den Ausbau Berlins zum Regierungssitz Olympia- Gelder zu bewilligen.
Derweil steigen die Kosten für den Landeshaushalt. Die Runde der an der Olympia-Vorbereitung beteiligten Senatsressorts bewilligte vorgestern weitere 40 Millionen Mark für Gutachten, Untersuchungen, Wettbewerbe, Projektstudien und sonstige Maßnahmen. Die Summe soll durch Umschichtungen in den einzelnen Senatshaushalten erbracht werden. 42,4 Millionen Mark waren für diese Aufgaben bereits beschlossen und zur Verfügung gestellt worden, für 1993 wurden bislang nochmals 47 Millionen Mark veranschlagt. Ob diese Gesammtsumme von 129 Millionen Mark tatsächlich erforderlich ist, will Ende des Monat der Rechnungsprüfungsausschuß des Abgeordnetenhauses kontrollieren. Die Sofortmaßnahmen für den Sportstättenbau sind mit 750 Millionen Mark veranschlagt, von denen in diesem und im kommenden Jahr 143 Millionen Mark verbraucht werden sollen. Zur Finanzierung des Gesamtbetrages sind, nach Angaben des Sprechers der Finanzverwaltung, Thomas Butz, Bundesmittel nicht vorgesehen.
Der Bund beteiligt sich lediglich mit einem Zuschuß von fünf Millionen Mark am diesjährigen Haushalt der Olympia GmbH (32,9 Millionen Mark). Nach Ansicht des Sprechers der GmbH, Heiner Giersberg, muß sich dieser Beitrag Bonns zur Olympia-Vorbereitung noch erhöhen, denn ohne die finanzielle Deckung des Bundes zu arbeiten, wäre »ein Hasardspiel«. Nach seiner Einschätzung werden bei den Ausgaben für die Olympischen Spiele insgesamt etwa 800 Millionen Mark nicht in Deckung gebracht werden, davon solle der Bund die Hälfte erbringen. dr
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