: Nadschibullah tritt Ende April zurück
■ Laut UNO-Plan soll in Afghanistan am 28. April eine Übergangsverwaltung installiert werden
Kabul (afp) — Der afghanische Präsident Nadschibullah will Ende des Monats zurücktreten. In einem Interview am Donnerstag in Kabul kündigte Nadschibullah an, er werde nicht auf die Bildung einer Übergangsregierung unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen warten.
Am 28. April soll nach dem Willen der UNO eine Übergangsverwaltung die Regierung Nadschibullah ablösen, hatte der UNO-Vermittler Benon Sevan tags zuvor in Islamabad erklärt. Nadschibullah selbst werde das Land verlassen. Nach Benon Sevans Worten soll diese Übergangsverwaltung maximal 45 Tage im Amt bleiben. Sie habe die Aufgabe, eine Friedensversammlung der verschiedenen Gruppierungen in Afghanistan zu organisieren.
Der afghanische Präsident, der während der sowjetischen Besetzung an die Macht kam, hatte erstmals im März seine Bereitschaft zum Rücktritt im Rahmen einer UN-Friedenslösung erklärt, ihn aber noch von der Einsetzung der Übergangsregierung abhängig gemacht.
Der Norden des Landes wird aber schon jetzt von einer Allianz aus Mudschaheddin und desertierten Regierungsoffizieren regiert. Die Chefs dieses neuen Militärrates, der sich „Nationale Islamische Bewegung“ nennt, stellten inzwischen klar, daß sie von der ehemals sowjetischen Grenze bis nahe an Kabul neun Provinzen kontrollieren. Nadschibullah warfen sie vor, er versuche den Krieg zu verlängern, um weiter an der Macht zu bleiben.
Wann genau die neue Koalition zustande kam, bleibt dabei im dunkeln. Klar ist nur, daß die Militärrevolte durch die Entlassung unpopulärer Kommandanten im Norden ausgelöst wurde. Ersetzt werden sollten sie durch Angehörige der paschtunischen Volksgruppe, die vor allem im Süden des Landes lebt. Auch Staatschef Nadschibullah ist Paschtune. Die Generäle, allen voran Abdul Momen, Oberbefehlshaber in der strategischen Grenzstadt Heiraton, hatten sich der Anordnung Nadschibullahs widersetzt und sich schließlich den Rebellen angeschlossen. Momen jedenfalls verwies jüngst vor der Presse darauf, daß die Entscheidung des Präsidenten kein Mehrheitsbeschluß gewesen sei. Lediglich eine kleine Gruppe aus Nadschibullahs Umgebung habe hinter der Anordnung gestanden.
Den UN-Friedensplan hält er selbst allerdings nicht für überflüssig. „Wir unterstützen das Vorhaben nach wie vor, sehr schnell muß der Plan in Kraft gesetzt werden“, sagte Momen. Eine Teilung des Landes sei nicht vorgesehen, sagte der Kommandant der aufständischen Gebiete, General Abdul Rashid Dostam.
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