Alle 21 Atommüllfässer nach Karlsruhe

■ Atommüll wird entsorgt/ Weitere vier »Umgangsgenehmigungen« für radioaktive Stoffe erteilt

Berlin. Das Kernforschungszentrum in Karlsruhe soll zugesagt haben, alle 21 Atommüllfässer, die sich beim Bundesamt für Materialforschung (BAM) angesammelt haben, zu entsorgen. Dies bestätigte gestern Cornelia Poczka, Sprecherin des Umweltsenators. Das Land Berlin wäre dann die schwachradioaktiven 500 Gramm Uran und die hochradioaktiven neun Gramm Plutonium für immer los. Allerdings arbeiten mindestens weitere vier Berliner Einrichtungen mit radioaktiven Stoffen.

Diese entsprechenden »Umgangsgenehmigungen« gelten für das Hahn-Meitner-Institut (HMI), das Institut für anorganische Chemie an der FU, das Institut für Energietechnik an der TU und das Amt für Standardisierung des Technik- und Meßwesens. Inwieweit im Ostteil der Stadt über das Amt für Standardisierung hinaus mit nuklearem Material gearbeitet werde, wisse die Umweltverwaltung nicht, führte Poczka aus. Denn das Experimentieren mit strahlender Materie sei zu DDR-Zeiten nicht koordiniert erfaßt worden. Aus anderen Bundesländern sei aber bekannt, daß die Nationale Volksarmee über eigenes Plutonium verfügt habe.

Im Gegensatz zur BAM haben die vier erwähnten Insitutionen offenbar keine Entsorgungsprobleme. Die Brennstäbe des Forschungsreaktors würden im schottischen Dounreay wiederaufbereitet, sagte Dieter Borchardt vom Strahlenschutz des HMI. Andere Abfälle wie etwa kontaminierte Schutzanzüge nehme die Landessammelstelle ab. Das Institut für Energietechnik betriebe ihren Reaktor mit so geringer Leistung (0,1 Watt), daß er »ewig laufen könnte«, sagte Institutsleiter Gerhard Bartsch. Studenten untersuchten mit Hilfe des Reaktors die Gesetzmäßigkeiten des radioaktiven Zerfalls. Anderer radioaktiver Müll mit »ganz geringer Strahlung« sei seit 20 Jahren in einem Tresor eingeschlossen. Die FU arbeitet mit Leihgaben des Kernforschungszentrums Karlsruhe, die nach der Untersuchung zurückgesendet werden. Das Amt für Standardisierung war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Dirk Wildt