: Zutiefst zerstrittene Mudschaheddin-Gruppen
■ Der Krieg in Afghanistan droht auf unabsehbare Zeit weiterzugehen/ Ein Überblick über die wichtigsten Widerstandsgruppen
Islamabad (ap) — Nach dem Sturz Nadschibullahs droht in Afghanistan ein blutiger Machtkampf zwischen den verschiedenen Gruppen des Widerstandes, die sich zum Teil schon seit Beginn des Krieges gegen die damals noch von der Sowjetunion unterstützte Regierung in Kabul untereinander bekämpfen. Im folgenden die wichtigsten Mudschaheddin-Gruppen:
Hesb-i-Islami (1): Die radikalste der islamistischen Gruppen wird von Gulbuddin Hekmatyar geführt. Trotz ihrer äußerst antiwestlichen Haltung erhielt diese Gruppe während des 13jährigen Bürgerkrieges die meisten Waffen aus den USA. Hekmatyar wirft den USA heute vor, sie versuchten die Errichtung einer islamischen Republik in Afghanistan nach dem Vorbild Irans zu verhindern.
Hesb-i-Islami (2): Eine Splittergruppe der von Hekmatyar geführten Organisation, die im Osten Afghanistans stark vertreten ist. Ihr Führer ist der Geistliche Junus Chalis, der als gemäßigter als Hekmatyar gilt. Militärischer Führer ist der „Sieger von Chost“, Jalaluddin Hakkani.
Dschamiat-i-Islami: Diese vom ehemaligen Theologieprofessor Burhanuddin Rabbani geführte Gruppe tritt für eine gemäßigte Form eines islamischen Staates ein. Sie kontrolliert den größten Teil von Nordafghanistan. Die Gruppe soll die zahlenmäßig stärkste Rebellenstreitmacht unter Waffen haben.
Ittihad-e-Islami: Ihr Führer Abdul Rasul Saijaf verfügt über enge Beziehungen zu den Muslimbruderschaften und wird vor allem von den radikal-islamischen Gruppen in Saudi-Arabien finanziell unterstützt. Sie treten für eine islamische Revolution ein.
Harakat-e-Inkuilab-e-Islami: Die Organisation wird von dem Geistlichen Mohammed Nabi Mohammadi geführt und soll zu den stärksten Widerstandsgruppen zählen. Sie gilt als gemäßigt und royalistisch.
Mahas-e-Melli-je-Islami: Die Gruppe wird von Ahmad Gailani geführt und bezieht sich auf den mystischen Islam der Sufis. Sie gilt als prowestlich und hat gute Beziehungen zur afghanischen Königsfamilie. Gailani tritt für die Rückkehr von Exilkönig Sahir Schah ein, der seit 1973 in Rom lebt.
Dschabha-je-Nedschat-e-Melli: Die vom ehemaligen Professor für islamische Theologie Sibghatullah Modschadidi geführte Gruppe gehört zu den kleinsten im Widerstand.
Hesb-i-Wahadat: Eine Koalition von acht Widerstandsgruppen, die sich vor allem auf die Minderheit der Schiiten in Afghanistan stützen und von Iran unterstützt werden. Ihr Einfluß ist auf Teile von West- und Mittelafghanistan beschränkt.
Itefak-i-Islami: Zwei kleinere schiitische Organisationen mit Hauptquartier in Pakistan.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen