Solidaritätskaffee in jedem Laden

■ Schweizer Dritte-Welt-Organisationen werten Konzern-Kampagnen als Erfolg

Genf (taz) — Wer zu einem gerechteren Einkommen der Kaffeebauern in Zentralamerika beitragen will, muß zumindest in der Schweiz nicht mehr nach einem der dünngesäten Dritte-Welt- Läden suchen. Seit vor zwei Wochen auch Coop, die zweitgrößte Lebensmittelkette der Alpenrepublik, ihren „Café Solidaridad“ in die Regale sämtlicher Filialien stellte, gibt es den „fairen Kaffee“ in jedem Dorf.

Um der Coop bei diesem imagefördernden Schritt zuvorzukommen, hatte Ende März bereits Marktführer Migros den Verkauf seines „Café Amigo“ gestartet. Die kleineren Schweizer Supermarktunternehmen Globus, EPA und Jelmoli führen Solidaritätskaffee bereits seit einiger Zeit in ihrem Angebot. Doch die Entscheidung der beiden Großen, neben dem üblichen Sortiment auch den mit 7,20 Franken pro Pfund um gut 20 Prozent teureren Kaffee anzubieten, bedeutet den eigentliche Durchbruch für die jahrelangen Bemühungen der Organisation Schweiz-Dritte Welt (OS3).

Seit über 15 Jahren betreibt dieser Zusammenschluß engagierter Dritte-Welt-Gruppen die Einfuhr fairen Kaffees in die Schweiz. Der Einkauf des Rohkaffees erfolgt direkt bei Kleinbauerngenossenschaften in Zentralamerika, denen Mindestpreise und eine feste Abnahmemenge garantiert werden. Die Einhaltung überwacht die Schweizer Max-Havelaar-Stiftung, die nach niederländischem Vorbild von der OS3 gemeinsam mit sechs eidgenössischen Hilfswerken gegründet wurde.

Die OS3 will die Lebensmittelketten dazu bewegen, in den Geschäften auch deutliche Hinweise auf den Solidaritäts-Kaffee anzubringen und Informationen anzubieten. Bei Migros, die 40Prozent des in der Schweiz verkauften Kaffees absetzt, läuft der Verkauf des neuen Produkts bislang sehr zufriedenstellend. Doch ist man noch unsicher, ob die Schweizer KonsumentInnen auch längerfristig bereit sind, aus Solidarität mit zentralamerikanischen Kleinbaueren 1,20 Franken mehr für das Pfund Kaffee zu bezahlen. azu