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Jüngster Jahrgang für jedermann

■ Das zehnjährige Wunderkind Peijman Ebadie stellt seine Malerei in der Galerie Pfundt aus

Peijman Ebadie ist ein so junger Mensch, daß sein Alter von der Galerie in jeder Anzeige gedruckt wird. Dort, wo üblicherweise »Malerei und Skulptur« steht, läßt die Galerie drei Zahlen drucken: 24.3. 1982. Der Fratz ist gerade zehn Jahre alt geworden und hat bereits eine Wanderausstellung bestückt. Denn Peijman malt nicht wie jeder andere Zehnjährige, sondern wie ein Hochbegabter. Deshalb zeigt er seine Bilder nicht nur der Mama, sondern auch einer Galeristin. Und groß ist die Freude über das Wunderkind. Manche Mütter sind aus Rührung sehr betroffen und erinnern sich mit noch größerer Rührung und Freude an die Zeit, als sie noch Heintje hörten und die Welt so sehr in Ordnung war. Und die Väter nicken anerkennend. Er kann's, der Kleine, wie ein richtiger Künstler. Väter und Mütter, die auch Kunstverstand entwickelt haben, sind weniger beeindruckt, sagen aber nichts, weil der junge Mensch ja noch so viel vor sich hat und alle Musen ihn herzen und küssen sollen.

Wir erinnern uns an den jungen Pablo, der zeichnen konnte, bevor er einen zusammenhängenden Satz über die Lippen brachte. »Im Alter von zehn Jahren«, schreibt John Berger, »konnte er besser nach Gipsabgüssen zeichnen als jeder Provinz- Kunstlehrer. Sein Vater war Kunst- Lehrer auf dem Lande; bevor sein Sohn 14 war, gab er ihm eine eigene Palette und Pinsel und schwor, daß er nie mehr malen werde, da sein Sohn ihn übertroffen habe.« Mit knapp 14 Kunstschule. Mit 16 Aufnahme in die Königliche Akademie. Alle akademischen Prüfungen mit Auszeichnung bestanden. Und einige Jahrzehnte später war Picasso der erste Maler, der so berühmt wie ein Filmstar war und den also auch Leute nennen konnten, die noch nie ein Bild von ihm gesehen hatten.

»Das Malen ist stärker als ich«, sagt der 82jährige. »Es macht mit mir, was es will.« Typisch Wunderkind. Keats, das Wunderkind der englischen Literatur, und Menuhin, das Wunderkind der Musik, schrieben ähnlich. Was man tut, ist Teil der Natur, ein Phänomen, das man nicht versteht. Eine Gottesgabe.

In diesem Schatten stellt Peijman Ebadie aus. Wenn Galeristen und Kuratoren, die jetzt so sehr von dem jungen Maler schwärmen und seine Kreativität anpreisen, weiterhin sein Geschick schätzen und die Unwägbarkeiten seiner Pubertät überstehen, ist es sehr wahrscheinlich, daß in absehbarer Zeit auch eine Rezension seiner Arbeiten relevant ist. Bis dahin wollen wir uns einfach freuen, daß ein hochbegabtes Kind in einer Galerie ausstellt. Peijman Ebadie ist der Jüngste, der zur Zeit in Berlin seine Arbeiten zeigt. Und er stimmt versöhnlich. Zwei Kriterien, die immer wieder gerne gesehen werden, gerade von älteren Menschen. Peter Herbstreuth

Galerie Pfundt, Düsseldorfer/ Konstanzer Straße, Mi.- Fr. 15-18.30, Sa. 10-14 Uhr, bis zum 25. April.

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