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Parlamentspräsident Tadschikistans zurückgetreten

Duschanbe/Moskau (ap/dpa) — Der tadschikische Parlamentspräsident Safarali Kendschadschew erklärte gestern seinen Rücktritt. Er begründete den Schritt damit, daß er die „Einheit der Nation“ bewahren und ein „Blutvergießen vermeiden“ wolle. Nach der Erklärung Kendschadschews ließen oppositionelle Gruppen 16 Abgeordnete und zwei ihrer Mitarbeiter frei, die sie eine Nacht lang in ihrer Gewalt gehalten hatten, um den Rücktritt zu erzwingen.

Die Spannungen zwischen der vor allem muslimischen Opposition und der von Altkommunisten beherrschten Regierung hatten sich seit Ostermontag verschärft. Tausende von Regierungsgegnern hatten sich seit einem Monat täglich vor dem Parlament in Duschanbe versammelt und mehr Demokratie und religiöse Freiheiten verlangt. Offiziell beteiligten sich auch die Volksbewegung „Rastoches“ sowie die „Demokratische Partei“ an der Aktion. Laut Beobachtern hatte aber die „islamische Partei der Wiedergeburt“ das Sagen. Tadschikistan ist die einzige ehemalige Sowjetrepublik in Mittelasien mit mehrheitlich persischsprachiger Bevölkerung. Unter dem Titel „Kulturarbeit“ flossen aus dem Iran in den letzten Monaten mehrere Milliarden US-Dollar in den GUS-Staat.

Die meisten der 248 Abgeordnetenmandate im rund fünf Millionen Einwohner zählenden Tadschikistan sind mit Altkommunisten besetzt. Der zurückgetretene Kendschadschew galt als Mann des Präsidenten Rachman Nabijew. Der im September an die Macht gekommene kommunistische Staatschef sträubt sich gegen demokratische Reformen. Die Zeitung 'Nesawisimaja Gaseta‘ berichtete, daß das Parlament Nabijew am Dienstag zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte Tadschikistans ernannt habe, obwohl es noch keine eigenen Streitkräfte unterhält. Die Parlamentarier hätten die Berufung mit der polititschen Lage im Nachbarstaat Afghanistan begründet, schrieb das Blatt.

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