piwik no script img

Kaum ein Hemd liegt im Trend

■ Ob vom Wühltisch oder aus der Edelboutique: In T-Shirts stecken Pestizide und Chemikalien/ Mangelnde Kontrollen vieler Textilhersteller ermöglichen das undurchsichtige Treiben der chemischen Ausrüster

Wer glaubt, daß sein geliebtes T- Shirt nur aus Baumwolle besteht, irrt. Denn in den Hemden stecken noch jede Menge Chemikalien. Zum Beispiel Reste krebsverdächtiger und allergisierender Veredlungssubstanzen, optische Aufheller, Pestizide oder das hochgiftige Pentachlorphenol (PCP). Das fand das 'Öko- Test‘-Magazin bei einer Untersuchung von Baumwoll-T-Shirts heraus.

Die Hemden vom Wühltisch, aus der Nobelboutique oder vom Naturtextilienhändler unterscheiden sich nach diesem Test eigentlich nur durch ihren Preis: Je nach Marke kann man heute zwischen 5 und 99 Mark für ein einfaches T-Shirt hinblättern. Selbst für hohe Summen bekommt der Kunde nur in den seltensten Fällen ein Naturprodukt, obwohl viele Hersteller genau das behaupten. Natur liegt schwer im Mode-Trend, doch gerade Baumwolle gehört zu den Lieblingsmaterialien der chemischen Aufrüster.

Weil die Naturfaser zum Einlaufen und Knittern neigt, wird sie viele Male mit Chemikalien behandelt. Zu diesen Substanzen gehören formaldehydhaltige Harze. Da Formaldehyd seit Jahren als allergieauslösender und krebsverdächtiger Stoff kritisiert wird, sind einige Ausrüster inzwischen auf andere Chemikalien wie Glyoxal umgestiegen. Diese Substanz ähnelt jedoch in ihren Eigenschaften dem Formaldehyd und ist somit keine Alternative. 'Öko- Test‘ fand in fast allen untersuchten T-Shirts entweder Formaldehyd oder Glyoxal.

Vor allem die Hersteller von Naturtextilien konnten sich dieses Ergebnis nicht erklären. Sie behaupten, daß ihre T-Shirts nicht chemisch, sondern mechanisch behandelt werden. Allerdings kontrollieren viele dieser Firmen ihre Lieferanten bisher nur ungenügend.

Gegen die Pestizide in den T- Shirts können jedoch auch gründlichere Kontrollen nur wenig ausrichten. Ursache für solche Rückstände ist die Art des Baumwollanbaus. Die Pflanzen werden in etwa 75 Ländern der Erde vorwiegend als Monokulturen angebaut. Sie sind deshalb sehr anfällig gegen Schädlinge. Daher wird die Baumwolle während der gesamten Wachstumsperiode mit Pestiziden gespritzt — insgesamt bis zu 25 mal. Lediglich die Firmen Novotex (Markenzeichen Green Cotton) und Esprit de corp (Markenzeichen e-collection) verwenden Baumwolle aus kontrolliert-biologischem Anbau.

—Diese beiden Hersteller verzichten auch konsequent auf chemische Ausrüstung. Ihre T-Shirts gehören daher zu den wenigen, die 'Öko- Test‘ uneingeschränkt empfehlen kann.

—T-Shirts und andere Baumwolltextilien sollten vor dem ersten Tragen unbedingt gewaschen werden. Ausrüstungchemikalien und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln werden dabei zum großen Teil herausgespült. Regine Cejka

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen