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■ URSACHE DER KATASTROPHE IN MEXIKO: BENZINDefekte Pipeline schuld

Defekte Pipeline schuld

Guadalajara (ap) — Aus einer defekten Pipeline ausgelaufenes Benzin hat offenbar die Explosionskatastrophe in Guadalajara verursacht, bei der etwa 200 Menschen ums Leben kamen und ein ganzes Stadtviertel dem Boden gleichgemacht wurde. Ermittler bestätigten am Samstag die Vermutung des neuen, für das Abwassersystem in der zweitgrößten Stadt Mexikos zuständigen Direktors, Jose Luis Macias. Der Hauptverdacht lastet dabei auf dem staatlichen Mineralölkonzern Pemex. In den Trümmern suchten Helfer nach den rund 30 Vermißten, Hoffnung auf Überlebende gibt es aber nicht mehr. Drei Mitglieder der von Präsident Carlos Salinas de Gortari eingesetzten Ermittlungskommission erklärten, offensichtlich sei eine große Menge Benzin aus einem Loch in einer Pemex-Pipeline geströmt und in die Kanalisation des Stadtviertels La Reforma geflossen, wo sich die Katastrophe am Mittwoch ereignet hatte. Die Erklärung von Pemex, das Leck sei bei der Explosion entstanden, bezeichneten sie als unwahrscheinlich. Die Mineralölgesellschaft, der größte Industriekonzern Mexikos, bestritt die Vorwürfe. Trotz der Äußerungen des Ermittlungsausschusses und des Abwasserdirektors verschob Justizminister Ignacio Morales Lechuga — zum vierten Mal innerhalb von zwei Tagen — eine Pressekonferenz, auf der er über die bisherigen Ergebnisse des Untersuchungsausschusses Auskunft geben wollte. Salinas hat den Ermittlern Zeit bis Sonntag gegeben, die Ursache des Unglücks herauszufinden. Offenbar, um die aufgebrachte Bevölkerung zu besänftigen, versprach er die lückenlose Aufklärung der Explosionskatastrophe. Die Bewohner Guadalajaras werfen der Stadtverwaltung vor, nicht auf ihre Klagen über Gas- und Benzingeruch aus der Kanalisation gehört zu haben. Umweltschützer forderten seinen sofortigen Rücktritt. Sie verlangten außerdem, daß die Verantwortlichen für die Katastrophe zur Rechenschaft gezogen und vor Gericht gestellt werden. In La Reforma wurden die Aufräumarbeiten fortgesetzt.

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