Voreingenommen

■ betr.: "Ostermarschierer leiden an Auszehrung" (Seite 1), "Krieg ist dumm und gemein" (Seite 4), "Alle reden vom Wetter beim Ostermarsch", Kommentar von Klaus Wolschner auf Seite 12, taz vom 21.4.92

betr.: „Ostermarschierer leiden an Auszehrung“ (Seite 1), „Krieg ist dumm und gemein“ (Seite 4), „Alle reden vom Wetter beim Ostermarsch“, Kommentar von Klaus Wolschner auf Seite 12,

taz vom 21.4.92

Schon die Überschriften der taz-Berichte zeigen, wie voreingenommen die taz-Journalisten sind. [...] Und dann die Widersprüche in den Berichten! Wenn die taz von Auszehrung schreibt, dann bewertet sie doch auch nach Masse, etwas, was der Kommentator gerade kritisiert. Wenn an 150 Orten mit 25.000 Menschen etwas für Abrüstung, Rüstungskonversion, Atomteststopps, gegen sogenannte zivile Atomwirtschaft stattfindet, dann reicht eben ein einziger von der taz losgeschickter Reporter nicht aus; der kann nur einen Ostermarsch erleben. Wenn der nicht einmal die „normale“ Presse liest, kommt Schiefes heraus: „Sechs Jahre nach Tschernobyl reduzieren sich die Ostermarsch-Aufrufe auf die militärische Nutzung der Atomenergie.“ Klaus Wolschner, dieser einzige Berichterstatter und Kommentator, unterstellt dann auch noch eine „Politik des Verschweigens und Verdrängens... der gezielten thematischen Einschränkungen“, während der „bürgerliche“ Bremer 'Kurier am Sonntag‘ ausführlich den AKW-Gegner Jens Scheer auf unserer Ostermahnwache zitiert, der zur Beteiligung an der Demo zum 6. Tschernobyl-Jahrestag aufrief und die friedliche und militärische Atomenergie ablehnte. Ich selbst erinnere mich an frühere Ostermärsche mit einer Losung „Atomkraftwerke — Atomwaffen — beide abschaffen“.

Schließlich: Vier Tage lang ist an 150 Orten was los, die taz berichtet aus nur einer Stadt ausführlicher. Bis heute habe ich noch nichts über die Kundgebungen in Ostdeutschland gelesen, ich meine ausführliche Berichte. Nach Garlstedt, wo Will Quadflieg und Hans Scheibner bei schönstem Wetter zu uns sprachen, kam erst gar kein tazler, obwohl nur 25 Kilometer die Bremer Redaktion von der US-Kaserne trennen, für die Protestbürger nach dem Abzug der US-Panzerbrigade die endgültige zivile Nutzung fordern. Sie wollen halt für immer „Ruhe statt Rühe in der Garlstedter Heide“, wie ein/e RednerIn es auf den Punkt brachte! Dr.Ernst Busche, Bremen

Alle reden vom Wetter beim Ostermarsch, nur ein Klaus Wolschner schwadroniert davon, daß die Gewerkschaftsbüros verantwortlich für die Rüstungsproduktion in unserem Land seien. Wahrlich ein Schuß ins Rote. Harald Kalmbach, Stuttgart