piwik no script img

Der Osten dudelt

■ Das Privatradio RSH erobert die neuen Länder

Berlin (dpa/taz) — Schon zwei Jahre lechzen die privaten Rundfunkveranstalter nach neuen Märkten im befreiten Osten, nun sind die ersten Entscheidungen über Hörfunklizenzen in den neuen Ländern gefallen. Der Sieger ist die erste und konsequenteste Dudelwelle: Radio Schleswig-Holstein (RSH). Nachdem der norddeutsche Sender mit einem Konsortium kürzlich bereits völlig überraschend die zweite Privatfrequenz in Sachsen-Anhalt erhalten hatte, bekam er nun auch die begehrte Zulassung in Sachsen. Die Private Sächsische Rundfunk GmbH (PSR) setzte sich gegen die großen Verlage Holtzbrink, Bertelsmann, Bauer, Burda und Gong durch. Einzig der Springer Verlag, der in mehreren Konsortien mitbot, kann sich auch in diesem Falle freuen, denn der Verlag ist an RSH beteiligt. Neuer Programmdirektor des sächsischen Privatradios wird voraussichtlich Jürgen Vogel, der seinen Posten als Chefredakteur von Sachsenradio aufgegeben hatte und im vergangenen Jahr zunächst zum Berliner Info-Radio wechselte, an dem RSH ebenfalls mit 40 Prozent beteiligt ist (weitere 40 Prozent hält der 'Tagesspiegel‘, den Rest 'Süddeutsche‘ und 'FAZ‘).

RSH wurde als erster landesweiter Privatsender vor sechs Jahren lizensiert und liegt mit einer Einschaltquote von 40 Prozent vor allen anderen öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen. Der RSH-Gründer und jetzige „private Radioberater“ Hermann Stümpert entwickelte auch die Konzepte von Info-Radio und des jetzt lizensierten sächsischen PSR.

Die unterlegenen Wettbewerber um die sächsische Hörfunkfrequenz denken unterdessen über die Folgen nach. Einige fragen, ob es eigentlich zulässig ist, daß der Landessportbund einerseits Teilhaber des siegreichen RSH-Angebots und andererseits stimmberechtigtes Mitglied des Zulassungsgremiums war, andere haben schon Konsequenzen gezogen. RTL-Radio hatte mit seinem Angebot „weitreichende Standortentscheidungen“ in Aussicht gestellt. So hätte Leipzig etwa zum Sitz des geplanten und bereits umstrittenen zweiten RTL- Fernsehkanals RTL2 werden können. „Das hat sich jetzt natürlich erledigt“, teilte RTLplus-Chef Helmut Thoma mit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen