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Neues Buch des taz-AushilfshausmeistersGegen die Irrwege der Wissenschaft

Helmut Höge, seit über 40 Jahren taz-Autor, widmet sich in seinem neuen Buch der „lustigen Tierwelt und ihrer ernsten Erforschung“.

von MATHIAS BRÖCKERS

„Das Leben ist subtil, die Wissenschaft ist grobschlächtig – deshalb braucht es Literatur“, meinte einst der Philosoph Roland Barthes, und es macht Sinn, wenn Helmut Höge sein neues Buch mit diesem Motto beginnt. Als taz-Autor seit nunmehr fast 40 Jahren, als bloggender Aushilfshausmeister und mit seiner taz-Wahrheit-Serie „Die lustige Tierwelt und ihre ernste Erforschung“ ist er den LeserInnen der Zeitung schon lange ein Begriff. Jetzt aber die Texte dieser Serie in erweiterter Form und einem wunderschön aufgemachten Band zu lesen, ist ein Erlebnis besonderer, eben literarischer Art.

Nicht grobschlächtig wie die Wissenschaft und der Journalismus, sondern der Subitilität und Sensibilität ihrem Gegenstand – lebendigen Wesen – angemessen. Dass die moderne Wissenschaft glaubt, Erkenntnisse über die Natur nur aus Erforschungen im Labor und der Gene ziehen zu können, hält Höge für einen gefährlichen Irrweg.

Für ihn ist es der enge Kontakt zu Tieren und Pflanzen, die uns ihrem eigentlichen Wesen näher bringt. In seiner Buchreihe „Der kleine Brehm“, die aus Essays über jeweils eine einzige Tierart besteht, hatte er sich weniger für „die Kühe“ oder „die Katzen“ interessiert, sondern eher für individuelle Kühe und Katzen und sich auf Forschungen und Forscher gestützt, die vom Zusammenleben mit individuellen Tieren berichten.

Kuhställe ausmisten in der LPG

So begann auch Helmut Höges eigene Tierforschung, als er im Deutschen Herbst 1977 mit seinem Pferd durch ganz Deutschland in die Toskana wanderte, wobei „Lenchen“ nur sein Gepäck trug und er zur Finanzierung der Reise bei Bauern als Landwirtschaftshelfer arbeitete. Das Pferd verschaffte ihm überall ein wunderbares Entrée und einen Job.

Nach der Wende 1989 verschlug es den Tierforscher Höge sogleich in eine LPG bei Berlin, wo er eine Weile Kuhställe ausmistete und das lustige Landleben der DDR-LPGen und ihren ernsten Niedergang studierte.

Dass er seine Feldforschung mit 71 Jahren jetzt auf eine halbe Katze bei seiner Freundin und sämtliche Pflanzen im taz-Haus reduziert hat, scheint angemessen. Und lässt nach 158 Seiten von „Die lustige Tierwelt und ihre ernste Erforschung“ hoffen, dass dieses herrliche Kompendium von Ameise bis Zitteraal bald eine Fortsetzung findet.

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