: Trockenschwimmen
■ Debatte um Schließung des Lüssumer Freibades
„Wie stellen Sie sich das eigentlich vor, sollen wir vielleicht Trockenschwimmen machen?“ Staatsrat Helmut Kauther vom Sportressort blies am Dienstag abend der Bremen-Nordwind kräftig ins Gesicht. Bei der Einwohnerversammlung in der Schule am Lüssumer Ring sollte Kauther die anstehende Schließung des Blumenthaler Freibades vertreten. Die Wellen der Empörung gingen hoch.
Für die Blumenthaler ist der Erhalt des Freibades ein Teil der schon durchgeführten und noch gelanten Wohnumfeldverbesserungen im schwer vernachlässigten Gebiet Lüssumer Heide/Lüssumer Ring. Bevor Staatsrat Kauther der Protest entgegenschlug, hatte auf derselben Versammlung Bausenaorin Lemke- Schulte den Startschuß für den zweien Abschnitt der Baumaßnahmen im Lüssumer Wohngebiet gegeben. Da war noch klar, wie dringend der Stadtteil aufgewertet werden müsse. Als es um das Freibad ging, war davon nicht mehr die Rede.
Die Blumenthaler hielen dagegen: allein die Hälfte der Mieten in Lüssumer Heide/Lüssumer Ring würden vom Sozialamt bezahlt. Da könne es sich kaum einer leisten, mit den Kinder ins Freizeitbad nach Vegesack zu fahren. Helmut Kauther argumentierte dagegen: das Freibad habe in den letzten Jahren Defizite bis zu 300.000 Mark eingefahren. „Wir müssen auch bei den Schwimmbädern Prioritäten setzen.“ Die stadteigene Betreibergesellschaft, die Gesellschaft für öffentliche Bäder, müsse im nächsten Jahr mit 7,7 bis 7,8 Millionen Mark Zuschuß auskommen. 1985 lagen die Zuschüsse noch bei 15 Millionen.
„Also, Sie erzählen uns nix neues. Das konnten wir schon alles in der Zeitung lesen.“ Die Betroffenen schalteten auf Durchzug. Sie interessierten die Perspektiven. „Solch ein Freibad darf nicht nur unter betriebwirtschaftlichen Aspekten gesehen werden. Dabei gibt es auch eine soziale Komponente“, ging ein Einwohner den Staatsrat unter großem Beifall an. Detmar Leo, SPD-Unterbezirkschef in Bremen-Nord, beklagte sich: „Warum ist das Sportressort nicht in der Lage, konstruktiv mit dem Stadtteil für die Erhaltung des Freibades zu sorgen.“ Von Bremen-Norder Seite aus könnte das gelingen. Zwei namhafte Firmen seien bereit, die nächsten zwei Jahre einen hohen Anteil der Betriebskosten zu übernehmen, sagte Leo am Rande der Versammlung. ubu
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