: Untersuchung nach Absturz eingestellt
Zusammenhang zwischen Flugzeugabsturz in Remscheid 1988 und Dioxinbelastung nicht endgültig geklärt ■ Aus Remscheid Walter Jakobs
Die Stadt Remscheid wird keine weiteren Untersuchungen über die Folgen der nun schon knapp vier Jahre zurückliegenden Flugzeugkatastrophe in Auftrag geben. Einen entsprechenden Beschluß faßte der Remscheider Umweltausschuß am späten Dienstag abend. Der Abstimmung ging eine vierstündige Diskussion über ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten der Oberhausener „Arbeitgemeinschaft ITU- Umweltforschung“ voraus. In dem Gutachten ist davon die Rede, daß die „auffällige Häufung“ von Hauterkrankungen der im Bereich der Absturzstelle lebenden Menschen „auch den Schluß eines direkten oder indirekten Zusammenhangs mit dem Unfall oder seinen unmittelbaren Folgen“ zulasse. Zwar gelang es den Gutachtern nach eigener Einschätzung nicht, einen gerichtsfesten Beweis zu liefern, aber die vorliegenden Daten und Erhebungen konnten auch „nicht zweifelsfrei jeden Zusammenhang mit dem Unfall widerlegen“. Am 8. Dezembder 1988 war ein US-Jagdbomber in die Stockder Straße gestürzt. Neben dem Piloten wurden dabei sechs Anwohner getötet und 16 Häuser und 22 Autos in Brand gesetzt. Die von den Behörden bisher beauftragten Gutachter hatten einen Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und dem Absturz immer verneint. Viel helfen kann die neue Expertise den Anwohnern bei ihrem Kampf um Entschädigung aber wohl auch nicht. Enttäuscht zeigte sich der Ratsvertreter der Grünen, Dietfried Auras, von den ermittelten Fakten. 95 Prozent sprächen gegen die These, daß der Flugzeugabsturz ursächlich für die hohen Dioxin- und Schwermetallbelastungen in der Umgebung der Abturzstelle gewesen sein könne. Nur „in einem Fall“, so heißt es in dem Gutachten, „lieferten die Analysen konkretere Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Schadstoffbelastungen im Untersuchungsgebiet und dem Unglücksfall“. Dabei handelte es sich um einen Teppichrest aus einem beschädigten Haus, dessen Belastung mit „90 Prozent Dioxinen und 10 Prozent Furanen nicht dem üblichen Verhältnis“ entspreche. Für einen Gerichtsstreit, so der Gutachter Andreas Beyer, sei die Faktenlage auch aus seiner Sicht „etwas dünn, aber ich bin der Meinung, es ließe sich vertiefen“. Daran glauben die Remscheider RatsvertreterInnen einschließlich der Grünen indes nicht mehr. Enttäuscht und verbittert reagierten die betroffenen Anwohner. Daß der Grauschleier nicht gelüftet werden könne, sei allein den Behörden selbst anzulasten, sagte Veronika Wolf. „Die haben eine systematische Erprobung zu einem frühen Zeitpunkt verhindert“. Statt dessen seien diejenigen, die den Zusammenhang mit dem Absturz hergestellt hätten, „die ganze Zeit regelrecht diffamiert worden“.
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