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SIND JEKATERINBURGS SKELETTE DIE DER ZARENFAMILIE?

Nur Anastasia entkam

London (afp/taz) — Bei den im vergangenen Jahr in zwei Gräbern in der Nähe der russischen Stadt Jekaterinburg freigelegten Skeletten handelt es sich nach Ansicht russischer Archäologen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste von Zar Nikolaus II., seiner Frau Alexandra (Zariza) Fjodorowna und ihrer Familie. Das berichtete die Londoner Tageszeitung 'The Sunday Times‘. Die russische Zarenfamilie war 1918 in Jekaterinburg im Ural ermordet worden.

Wie die Zeitung unter Berufung auf die russische Archäologin Ljudmilla Koriakowa berichtete, handelt es sich um die Skelette „des Zarenpaars und seiner fünf Kinder“.

Sollte sich die Entdeckung aufgrund noch zu erbringender medizinischer Nachweise bestätigen, würde auch das Schicksal der jüngsten Zarentochter Anastasia endlich geklärt. Die 'Sunday Times‘ erinnerte an jene Frau, die sechzig Jahre lang behauptet hatte, die Großherzogin Anastasia zu sein. Sie war dem Blutbad während der Oktoberrevolution entkommen.

„Es ist deutlich festzustellen, daß sie im Liegen erschossen wurden. Auch Bajonetteinstiche sind zu sehen“, sagte Ljudmilla Koriakowa, die die Leiterin des Archäologenteams ist, welches die Gräber in einem Waldstück bei Jekaterinburg freilegte. „Alle Skelette weisen Gewaltspuren auf, die mit den Berichten über die Morde an der Zarenfamilie übereinstimmen“, fügte sie hinzu.

Um allerdings mit hundertprozentiger Sicherheit die Identität der Skelette bestimmen zu können, seien noch weitere medizinische Informationen über die Zarenfamilie einzuholen.

Bei der vom russischen Präsidenten Boris Jelzin im vergangenen Jahr angeordneten Ausgrabung sind insgesamt elf Skelette gefunden worden, berichtete die 'Sunday Times‘. Außer den sieben Mitgliedern der Zarenfamilie soll es sich des weiteren um die sterblichen Überreste des Hausarztes der russischen Herrscher und dreier Diener handeln. Nachkommen der Zarenfamilie hätten am Samstag darum gebeten, daß die Skelette nach Sankt Petersburg umgebettet werden. Dort befindet sich die letzte Ruhestätte aller russischen Zaren.

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