piwik no script img

FNL steht auf DT64

■ Eine neue Infas-Umfrage zum Jugendradio

Mehr als zwei Drittel aller Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren hören DT64. Das ergab eine Infas- Umfrage, die Ende April in den neuen Ländern, inklusive Berlin durchgeführt wurde. Lange kann das vom MDR finanzierte Programm allerdings nicht auf der Erfolgswelle schwimmen, denn ab 1.Juli geht die Frequenz in Sachsen an einen privaten Anbieter. In Brandenburg und Berlin muß sich DT64 ohnehin schon seit Januar mit zwölf Stunden täglicher Sendezeit begnügen. Den Rest füllt Rockradio B, das Jugendprogramm des ORB. Ab 1. Juli ist auch damit Schluß, dann soll Rockradio B ein Gemeinschaftsprogramm mit Radio 4U, dem Jugendableger des SFB, ausstrahlen. Laut Infas glauben allerdings nur vier Prozent der DT-64-HörerInnen, daß SFB und ORB gleichwertigen Ersatz bieten können. Möglicherweise kommt es aber auch gar nicht dazu, denn die Verhandlungen zwischen ORB und SFB sind ins Stocken geraten. Nach wochenlangen Querelen über Musikfarbe, Programmformat und Professionalität hat die SFB-Abordnung das Handtuch geschmissen. Während Rockradio B auf Rockmusik und Aufklärung, längere Wortbeiträge und Spartensendungen setzt, stehen die RedakteurInnen aus dem Westen mehr auf Popmusik und Kurzreportagen.

Immer häufiger kommt es vor, daß der ORB bei strittigen Fragen die „Federführung“ geltend macht. Gemäß Intendantenentscheidung soll das gemeinsame Programm unter der Federführung des ORB stattfinden. Öl ins Feuer gießt zudem ORB- Intendant Hansjürgen Rosenbauer, der mit DT64 flirtet. Sollte der MDR das Jugendprogramm doch über den 1.Juli hinaus weiterführen, dann will Rosenbauer auch mit ihnen kooperieren. Eigentlich sei DT64 ja „der natürliche Partner für Rockradio B“ meint Rockradio-Chefin Silke Hasselmann, die wie die meisten ihrer Leute selbst von DT64 kommt. Folgerichtig fordert sie, DT64 als Dritten im Bunde ab 1.Juli ins Übergangsprogramm, das bis zum eigentlichen Sendestart 1.Oktober stattfinden soll, mit aufzunehmen. Bei DT64 zuckt man dazu nur die Schultern: „Wir sind nicht gefragt worden“, meint Ulrich Clauß, Vize-Chef des Jugendradios, der nicht als Feigenblatt für die „Spielchen des ORB“ herhalten will. Ein zusätzlicher Kooperationspartner würde die Einflußmöglichkeiten des SFB noch weiter einschränken. Ilona Marenbach

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen