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Delgado gegen Delgado

■ Spanien-Rundfahrt: Vorsprung des führenden Montoya verringert

Berlin (taz) — „Pedro Delgado fährt mit dem Taschenrechner“, konstatierte die spanische Zeitung 'El Pais‘, nachdem die Teilnehmer der 47. Spanien-Rundfahrt die Pyrenäen passiert hatten. Meist auf sich allein gestellt, ist der Mann aus Segovia gezwungen, ökonomisch und taktisch perfekt zu fahren. Auf der 14. Etappe von Santander hinauf zu den Lagos de Covadonga kam pünktlich der allseits erwartete Angriff des Spaniers. Delgado setzte sich auf den letzten Kilometern ab, zog unaufhaltsam davon und siegte mit 39 Sekunden vor dem Schweizer Tony Rominger.

Es war zwar eine eindrucksvolle Demonstration seiner guten Form, aber dennoch nicht so erfolgreich, wie es Delgado erhofft hatte. Denn mit nur 12 Sekunden Rückstand auf Rominger kam bereits das Gelbe Trikot, getragen von Jesus Montoya aus dem Amaya-Team. Während dessen Mannschaftsgefährten Laudelino Cubino und Fabio Parra, eigentlich die bessseren Bergfahrer, zurückfielen, war der zähe 28jährige aus Murcia nicht abzuschütteln. Montoya ist alles andere als ein eleganter Fahrer. Mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht hängt er über dem Lenker, sein Tritt ist unregelmäßig, aber sein Kampfgeist enorm.

Auf dem Tourmalet in den Pyrenäen hatte er Delgado fast zum Wahnsinn getrieben, als er keinen Millimeter von seinem Hinterrad wich. „Absurd“ fand Delgado die Taktik der Amaya-Leute, die alles taten, um ihn zu zermürben, aber Rominger etwa völlig unbehelligt ließen. „Ihre Taktik ist einzig und allein darauf ausgerichtet, daß ich nicht gewinne“, schimpfte Delgado, „es scheint ihnen völlig egal zu sein, wenn sie dadurch ebenfalls nicht gewinnen.“

In Covadonga hatte Montoya weiterhin 43 Sekunden Vorsprung vor Delgado, dem vor allem die 15. Etappe nach Alto de Narranco, die Berge von Madrid und das Zeitfahren der 19. Etappe bleiben, seinen dritten Vuelta-Triumph zu erringen. Der 32jährige ist zuversichtlich, daß ihn nur ein Gegner ernsthaft gefährden kann: „Der größte Feind von Delgado ist Delgado.“ Matti

Gesamtklassement: 1. Montoya (Spanien) 65:02:28 Std.; 2. Delgado (Spanien) 0:43; 3. Rominger (Schweiz) 0:55; 4. Federico Echave (Spanien) 2:25; 5. Laudelino Cubino (Spanien) 3:20; 6. Marco Giovannetti (Italien) 3:50; 7. Fabio Parra (Kolumbien) 5:11; 8. Stephen Roche (Irland) 10:30

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