FDP-Rechtsaußen unter Stasi-Verdacht

■ Ehemaliger Weggefährte beschuldigt Spandauer FDP-Chef Wolfgang Mleczkowski der Stasi-Mitarbeit/ Mleczkowski: »Der Mann hat einen Knall«/ FDP schweigt zu den Vorwürfen

Berlin. Erneut gerät ein FDP-Abgeordneter unter Stasi-Verdacht. Wolfgang Mleczkowski, Wortführer des rechten Flügels der FDP und Vorsitzender des Kreisverbandes Spandau, soll ein Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi gewesen sein. Das behauptet Herbert Gericke, ein ehemaliger Weggefährte Mleczkowskis bei der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Gericke, der bis 1983 IGFM-Vorsitzender war, will bei der Einsicht in seine Stasi-Akten eindeutige Hinweise auf eine IM-Tätigkeit Mleczkowskis gefunden haben.

Der FDP-Abgeordnete war nach eigenen Angaben von 1978 bis 1979 in der IGFM aktiv. Die Gesellschaft engagierte sich für Menschenrechte in Osteuropa und verhalf in einigen Fällen DDR-Bürgern zur Flucht in den Westen. Gericke will nun in den Akten der Gauck-Behörde den Hinweis auf einen IM mit dem Decknamen »Frei« gefunden haben, der zunächst in der IGFM aktiv gewesen sei, dann aber auf die Spandauer FDP angesetzt worden sei. Außer Mleczkowski gebe es »keinen Menschen in ganz Berlin«, auf den diese Beschreibung passen könnte. Für ihn, so Gericke, gebe es »gar keinen Zweifel«, daß es sich bei dem IM »Frei« um Mleczkowski handele.

Mleczkowski reagierte auf Gerickes Attacke gestern mit heftigen Worten. »Der Mensch hat einen Knall«, sagte er. Rechtliche Konsequenzen will der FDP-Politiker jedoch nicht folgen lassen. »Im Moment ist er mir drei Nummern zu klein«, erklärte Mleczkowski. Der Abgeordnete betrachtet sich spätestens seit der Einsichtnahme in seine eigenen Stasi-Akten als entlastet. Nach Mleczkowskis Angaben existieren in der Gauck-Behörde, wie berichtet, 23 von der Stasi angelegte Bände mit Beobachtungen über seinen Lebenswandel.

Mleczkowski wird auch von vielen Parteifreunden seit langem scheel angesehen. Hintergrund ist der gewundene Lebensweg des Abgeordneten. Bis 1968 war er Kreissekretär der Blockpartei LDPD in Friedrichshain, wurde dann aber seines Amtes enthoben und an der Humboldt-Uni exmatrikuliert. 1976 durfte er mit Genehmigung der Regierung ausreisen und engagierte sich fortan im Kuratorium Unteilbares Deutschland und ähnlichen Organisationen. Seit der Wende fällt Mleczkowski immer wieder durch den Einsatz für den ehemaligen LDPD-Chef Manfred Gerlach auf.

Die FDP-Fraktion wollte gestern keine Stellungnahme abgeben. So lange nicht der zur Stasi-Überprüfung eingesetzte Ehrenrat des Abgeordnetenhaus zusammengetreten sei und seine Empfehlungen abgegeben habe, werde die Fraktion »absolutes Stillschweigen« bewahren, sagte Fraktionsgeschäftsführer Jürgen Biederbick. Auch zu Mleczkowski werde er sich vorher »weder positiv noch negativ« äußern. hmt