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UNTERM STRICH

Während die Grünen auf ihrem Parteitag in Berlin eine Schweigeminute zu Ehren von Marlene Dietrich eingelegt haben, womit die 500 Delegierten „die deutliche und geradlinige antifaschistische Haltung“ des Weltstars zu würdigen wünschten, haben sich andere Prominente statt dessen zu Wort gemeldet:

So Christoph Hein, der bei einem Auftritt während eines Autorenmarathons im Deutschen Theater in Berlin meinte, die aufwendigen Kosten für die Überführung des Dietrich-Leichnams nach Berlin hätten nur die „deutsche Schuld“ kaschieren sollen. Der französische Kulturminister habe dagegen schnell und ungebeten die Wohnungsmiete der Diva übernommen, als sie die nicht mehr tragen konnte. Er nannte den „Fall Marlene“ ein „erschreckendes Beispiel an Altersarmut“.

Die Schauspielerin Hanna Schygulla ließ durch das Pariser Goethe-Institut einen Text übermitteln, worin sie die Kollegin mit den Worten ehrt: „Maria Magdalena Dietrich ist gegangen, aber Marlene Dietrich bleibt. Denn blaue Engel sterben nicht.“ Und dann schwingt sie sich sogar zu einem Du auf, so ganz von Frau zu Frau und Deutscher zu Deutscher: „Was ich Dir schon immer sagen wollte, von Frau zu Frau ... Du warst — wie kann es anders sein — natürlich Vorbild, aber auch Komplizin in der Kunst, was aus sich zu machen, auch wenn uns der Herr nicht ganz so geschaffen haben sollte, wie wir es gerne hätten. Du warst die Frau überhaupt.“ Weiter: „Und was ich Dir schon immer sagen wollte, als Deutsche zur Deutschen: wir jedenfalls sind stolz auf Dich, wir, die Nachgeborenen, die Nachkriegsgeneration, wir sind stolz, daß es solche wie Dich gegeben hat, die zur Hitlerzeit auf der Seite des Feindes standen, und dies aus Liebe zum besseren Deutschland. Und für uns warst Du längst schon zur Ehrenbürgerin geworden, auch ohne Verdienstkreuz und blechernes Tralala.“

Die Toulouse-Lautrec-Ausstellung im Pariser Grand Palais ist bis einschließlich Pfingstmontag verlängert worden.

Wie wir an dieser Stelle vor genau einer Woche schrieben, sollte die bestreikte Premiere des Ciulli-Doppelprojekts Nachtasyl/ Die Ausnahme und die Regel in dieser Spielzeit nicht mehr stattfinden. Das tut sie nun doch, und zwar am 12.Juni in der Mülheimer Stadthalle. Zu einer weiteren Aufführung wird es in dieser Spielzeit nicht mehr kommen. Wie aus einer Bilanz des Aufsichtsrats des Theaters an der Ruhr, dem Ciulli als künstlerischer Leiter angehört, hervorgeht, belaufen sich die Verluste durch den Streik für das Theater auf eine halbe Million Mark, verursacht durch ausgefallene Gastspiele in bestreikten anderen Häusern sowie die gestrichenen Aufführungstermine.

Das Sprengel Museum in Hannover ist mit neuen künstlerischen Schwerpunkten nach 14monatigen Bauarbeiten wieder eröffnet worden. Für die renommierten Sammlungen Moderner Kunst und der Klassischen Moderne hat das Haus jetzt knapp 5.400 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung, etwa doppelt so viel wie vorher.

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