: Trainiert Krabbe für Olympia?
■ Der DLV hat beim Weltverband das Verfahren gegen Krabbe beantragt
Hamburg (dpa) — IAAF-Präsident Primo Nebiolo hat vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) im Fall Krabbe einen Schulterschluß verlangt. Bei einem Blitzbesuch am vergangenen Freitag in Rom beim Oberhaupt des Weltverbandes (IAAF) hat DLV-Präsident Helmut Meyer offiziell die Aufnahme des Verfahrens durch die IAAF gegen die drei Sprinterinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Silke Möller beantragt.
„Nebiolo hat uns darum gebeten, da er in der Öffentlichkeit keine Gegensätze zwischen DLV und IAAF haben will. Wir haben den Brief noch in Rom aufgesetzt“, erklärte Meyer am Mittwoch, „doch der ist praktisch ohne Wert.“ Den Vorwurf, daß er damit den drei Neubrandenburgerinnen in den Rücken gefallen sei, hält Meyer „für eine Unverschämtheit“.
Die IAAF kann nach Regel20, so Meyer, auch ohne die Einwilligung des nationalen Verbandes das Verfahren gegen die der Doping-Manipulation verdächtigten deutschen Athletinnen einleiten. Außerdem tagte unabhängig vom DLV-Antrag bereits am vergangenen Wochenende die Anti-Doping-Kommission der IAAF, um die Krabbe-Affäre zu erörtern und eine Empfehlung für die IAAF-Counciltagung vom 29. bis 31.Mai in Toronto zu geben. Dort wird endgültig entschieden, ob sich Krabbe und Co. trotz ihres Freispruchs vom DLV-Schiedsgericht am 5.April auch vor einem entsprechenden Gremium der IAAF (Arbitration Panel) verantworten müssen oder die Bahn endgültig für die Olympischen Spiele in Barcelona frei wird.
Angeblich soll die Anti-Doping- Kommission das Aufrollen des Verfahrens auf IAAF-Ebene empfohlen haben. „Bei uns ist noch keine entsprechende Mitteilung eingetroffen“, berichtete hingegen Präsident Meyer.
Als weiteren Grund, warum der DLV diesen formalen Antrag gestellt hat, nennt Meyer das Bestreben, das „lange Hickhack“ schnell zu beenden. „Mit unserer Erklärung wollten wir besonders dazu beitragen, daß der Fall Krabbe von der IAAF rechtzeitig vor Olympia entschieden wird“, sagte Meyer. Nebiolo hätte ihm und dem DLV-Ehrenpräsidenten Prof. August Kirsch, der bei der römischen Visite dabei war, signalisiert, daß bei einer Verweigerung des DLV die ganze Sache „länger dauern könnte“.
Außerdem hätte der amerikanische Verband (TAC) im Fall Harry „Butch“ Reynold ähnlich gehandelt. Entgegen den Ermittlungen des TAC hat das IAAF-Schiedsgericht jedoch die zweijährige Sperre des gedopten 400-m-Weltrekordlers vor zehn Tagen bestätigt.
In der italienischen Hauptstadt haben Meyer und Kirsch, er wird als IAAF-Council-Mitglied Ende Mai auch über das Schicksal von Katrin Krabbe mitentscheiden, jedoch ebenso die DLV-Position zu diesem Fall dargestellt.
„Wir haben ihm gesagt, daß wir mit dem Urteil des DLV-Schiedsgerichts nicht glücklich sind, aber es respektieren“, erzählte Meyer: „Für den DLV ist das Verfahren abgeschlossen.“
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