: IG Medien beschließt Einleitung der Urabstimmung
Stuttgart (dpa/ap) — Einen Tag nach der ergebnislosen ersten Schlichtungsrunde für die westdeutsche Druckindustrie hat der Gewerkschaftsrat der IG Medien am Mittwoch die Einleitung der Urabstimmung beschlossen. Sie soll stattfinden, falls die an diesem Donnerstag in Nürnberg stattfindende zweite Schlichtungsrunde zu keinem akzeptablen Ergebnis führt. Damit folgte der Gewerkschaftsrat in Stuttgart der Aufforderung des stellvertretenden IG-Medien-Chefs Detlef Hensche.
Hensche sagte, der Bundesverband Druck habe bei den Schlichtungsgesprächen am Dienstag auf einer Verlängerung der Laufzeit des Tarifvertrages bestanden. Die Arbeitgeber sähen nicht das Gesamtvolumen des Metallabschlusses, sondern „lediglich“ die linearen 5,4 Prozent als Basis an. Bei einer zwölfmonatigen Laufzeit wären die Arbeitgeber nur zu einem Abschluß unter fünf Prozent bereit gewesen. Eine längere Laufzeit wäre „bei den heutigen Preissteigerungsraten der schiere Selbstmord“. Die Beschäftigten in der Druckindustrie peilten das Vorjahresergebnis in Höhe von sieben Prozent an, sagte Hensche.
Die Gewerkschaft fordert für die 225.000 Beschäftigten der westdeutschen Druckindustrie elf Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Arbeitgeber haben bisher offiziell 3,3 Prozent angeboten.
Ein Gewerkschaftssprecher teilte mit, am Mittwoch vormittag hätten die Beschäftigten bei Springer in Essen-Kettwig die Arbeit niedergelegt. Die Mitarbeiter der Essener 'WAZ‘- Druckerei seien bis zum Morgen im Streik gewesen. Betroffen waren am Mittwoch auch der 'Kölner Stadtanzeiger‘ und der Kölner 'Express‘. Die Hauptausgabe der 'Frankfurter Rundschau‘ erschien am Mittwoch nicht, die 'Frankfurter Allgemeine Zeitung‘ und die 'Frankfurter Neue Presse‘ nur in vermindertem Umfang. Am Mittwoch traten Drucker bei den 'Lübecker Nachrichten‘ und der 'Bergedorfer Zeitung‘ in den Warnstreik. Am Mittwoch wurden in Bayern Verlage in Würzburg und in München bestreikt.
Die beiden im Süddeutschen Verlag erscheinenden Blätter 'Süddeutsche Zeitung‘ und 'Abendzeitung‘ sowie der 'Münchner Merkur‘ und die 'tz‘ aus dem Münchner Zeitungsverlag erschienen als Notausgaben. Der Streik bei den Münchner Zeitungshäusern geht laut IG Medien bis zum Donnerstag vormittag durchgehend weiter. Die 'Nürnberger Nachrichten‘ erschienen am Mittwoch überhaupt nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen