: Neonazis dürfen heute demonstrieren
■ Verbot des Wilhelmshavener „Kampftages“ aufgehoben / Gegendemonstration
Der „Kampftag“ des rechtsextremen „Deutschen Kameradschaftsbundes“ kann wie angekündigt heute in Wilhelmshaven abgehalten werden. Das hat gestern das Oldenburger Verwaltungsgericht entschieden. Damit hoben die Richter die Verbotsverfügung der Stadt Wilhelmshaven gegen die Neonazi-Aktionen wieder auf. Der Bundesvorsitzende des „Kameradschaftsbundes“, der Wilhelmshavener Thorsten de Vries, hatte gegen das Verbot Widerspruch eingelegt. Ein Polizeisprecher sagte gestern, die Polizei sei auf Auseinandersetzungen zwischen den Rechtsextremen und den Gegendemonstranten vorbereitet.
Doch in Wilhelmshaven geht die Angst vor Gewalt um. „Viele haben Muffe, daß es Zoff gibt“, sagte gestern Michael Kundy vom Apollo-Kino. Er ist einer der Organisatoren der Gegendemonstration. 47 Gruppen, von Kulturinitiativen bis zum DGB, haben den Aufruf unterzeichnet, der die Gegendemonstranten für 9.30 Uhr zum Olympia-Parkplatz nach Roffhausen mobilisieren soll. „Viele rufen an und fragen, was da wohl passieren wird“, berichtete Kundy.
Trotzdem erwartet er eine große Gegendemonstration. „Ich habe auch noch nie gegen solche Leute demonstriert“, sagte er. „Ich hoffe, daß es auf unserer Seite gewaltfrei bleibt.“ Die Aufrufer hätten sich geeinigt, die Aktion sofort abzubrechen, sobald es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen sollte. Für die Gegendemonstranten kann es ein langer Tag werden. Sie wollen nicht nur die Demo, sondern auch alle weiteren Aktionen der Kameraden verhindern.
Der „Deutsche Kameradschaftsbund“ hat für 10 Uhr zum selben Ort mobilisiert und will um 12 Uhr eine Demonstration in der Wilhelmshavener Innenstadt veranstalten. Dort wird Prominenz erwartet. Neben de Vries soll auch der als Kühnen-Erbe geltende Christian Worch reden. Er ist als „Führer des Nationalen Widerstandes in Deutschland“ angekündigt. „Wir wollen keine Prozente, wir wollen das Reich!“, steht auf dem Flugblatt, das in vielen Städten der Bundesrepublik in der rechtsextremen Szene aufgetaucht ist.
Schon einmal hat es in Wilhelmshaven einen rechtsextremen „Kampftag“ gegeben. Damals waren allerdings nur etwa 20 Getreue gekommen. Diesmal werden mehr erwartet. J.G.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen