Hochhuth-Drama um Rohwedder-Mord

Berlin (taz) — Rolf Hochhuths neues Stück, Wessis in Weimar, das im Herbst an deutschen Bühnen uraufgeführt werden soll, ist noch nicht fertig. Doch den passenden Skandal dazu hat der Polit-Dramatiker aus Basel schon inszeniert. Wessis in Weimar handelt vom „brutalen Wirtschaftsdarwinismus“ — so die im Stil der RAF argumentierende Hildegard des Stücks — und von der Gegengewalt, die der „Krieg“ der Treuhand zur „Ausplünderung der DDR- Deutschen“ erzeugen müsse. Dem 'Manager-Magazin‘ stellte Hochhuth vorab drei von zwölf Szenen seines Ossi-Dramas zur Verfügung — jene, in denen Treuhand-Chef Detlev Rohwedder noch einmal ermordet wird. Der Schriftsteller gab dem Blatt auch ein Interview: „Wer so etwas tut wie Rohwedder, gegen eine wehrlose Bevölkerung, soll sich nicht wundern, wenn er erschossen wird.“ Er sagte aber auch, Meuchelmord könne wohl ver- ständlich, nie aber berechtigt sein. Daß es sich um einen West- Mord handelte, will der Ost-Verelendungs-Dramaturg dabei nicht so recht wahrhaben, ebensowenig das Surreale seiner Äußerung: Rohwedder kann sich nicht mehr wundern.

Bonn schrie auf, und die Treuhand-Zentrale reagierte am Mittwoch mit „Betroffenheit, Entsetzen und Empörung“. Arbeitsminister Norbert Blüm bezeichnete Hochhuth als „Schmierensteher für Meuchelmord“. Dafür wolle er den Minister anzeigen, schrieb Hochhuth darauf in der 'FAZ‘. Gestern jedoch rückte er wieder von seinem Vorhaben ab. Die Politiker, die ihn nun schmähten, erklärte Hochhuth weiter, würden „keine Zeile meines Stückes“ kennen. Das 'Manager-Magazin‘ habe das Interview verfälscht an die Presseagenturen weitergeleitet. Daß er den Mord an Rohwedder rechtfertige, „ist eine vorsätzliche Verleumdung“. Gleichwohl habe er schon wiederholt verurteilt, „daß mit Hilfe der Treuhand über die Köpfe der DDR-Bevölkerung hinweg und zweifellos gegen deren Willen Eigentumsfragen so entschieden werden, daß tatsächlich heute die zweite und endgültige Enteignung...für zahllose DDR- Bürger im Gange ist“. bm