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Geheimdienstchef tot

■ Lutz Stavenhagen, Ex-Geheimdienstkoordinator im Kanzleramt, ist gestern überraschend gestorben

Bonn (afp/taz) — Nicht nur Agenten, sondern offenbar auch die obersten Agentenführer sind gefährdeter als der Normalarbeitnehmer. Obwohl bereits im vorzeitigen Ruhestand, starb gestern überraschend der Mann, der bis Dezember letzten Jahres die oberste Aufsicht über die deutschen Geheimdienste führte. Angeblich nicht aufgrund akuten Machtentzugs, sondern an den Folgen einer Lungenentzündung starb der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Staatsminister im Kanzleramt, Lutz Stavenhagen (CDU), in der Nacht zum Montag im Alter von nur 52 Jahren.

Der CDU-Politiker gehörte dem Bundestag seit 1972 an. Im Kanzleramt war er von März 1987 bis Dezember 1991 als Staatsminister für die Koordinierung der Geheimdienste verantwortlich. Anfang Dezember fand die bis dahin geradlinige Karriere des Dr. Stavenhagen ein abruptes Ende. Auf eigenen Wunsch, wie die offizielle Formulierung in solchen Fällen heißt, wurde er von Kohl geschaßt, weil er die Affären der Dienste, vor allem des BND, nicht in den Griff bekam. Monatelang hatte er beharrlich die Öffentlichkeit über die Beziehung zwischen Schalck-Golodkowski und dem BND getäuscht. Nachdem er zuerst behauptet hatte, der BND habe Schalck lediglich vernommen, ohne dafür in irgendeiner Weise gefällig zu werden, korrigierte er sich später dahin, daß im Kanzleramt von den falschen Papieren für Schalck nichts bekanntgewesen sei. Leider fand sich dann im Tresor des Amtes doch ein Bericht aus Pullach, der genau das Gegenteil belegte. Nicht viel besser erging es ihm im zweiten Fall. Als die „landwirtschaftlichen Geräte“ für Israel im Hamburger Hafen aufflogen, wußte Stavenhagen wieder von nichts. Da Kohl zu diesem Zeitpunkt Stoltenberg noch nicht fallenlassen wollte, mußte Stavenhagen gehen.

Stavenhagen gehörte der CDU seit 1964 an. Im Bundestag profilierte er sich vor allem im Haushaltsausschuß und als forschungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion sowie als Vorsitzender der Enquete-Kommission für künftige Atomenergie-Politik. Von September 1985 bis zum März 1987 war Stavenhagen Staatsminister im Auswärtigen Amt. JG

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