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Schön, dunkel und rosa

■ Der 27jährige Miguel Induráin steuert zielstrebig auf den ersten Sieg eines Spaniers beim Giro d'Italia zu

Berlin (taz) — Miguel Induráin hatte vor seinem ersten Start beim Giro d'Italia wenig Zweifel, daß er diese 75. Auflage des italienischen Nationalheiligtums auch gewinnen würde — als erster Spanier überhaupt. Beim Zeitfahren der vierten Etappe werde er das Rosa Trikot des Spitzenreiters übernehmen, erläuterte der 27jährige Gewinner der Tour de France 1991 voller Gelassenheit, „entschuldigt, daß ich zu früh dran bin“, titelte der 'Corriere della Sera‘, als sich Induráin das farbige Leibchen ganz unplanmäßig schon nach dem dritten Abschnitt überstreifte.

Die Konkurrenz, allen voran die Italiener Claudio Chiappucci, Marco Giovannetti, Vorjahressieger Franco Chioccioli und der Franzose Laurent Fignon schauten dagegen dumm aus der Wäsche. Ihnen ist klar, daß sie vor der letzten Etappe einen möglichst mehrminütigen Vorsprung vor Induráin haben müssen, wenn sie diesen Giro gewinnen wollen. Den Abschluß nämlich bildet am 14. Juni ein 66 Kilometer langes Zeitfahren nach Mailand, die Spezialdisziplin des Spaniers, der seine Überlegenheit beim klaren Sieg im Zeitfahren der vierten Etappe demonstriert hatte.

Vorher sind jedoch jede Menge Berge zu überqueren, und dort fürchtete der „schöne Dunkle“, wie die italienischen Gazetten Induráin nennen, besonders Claudio Chiappucci: „Er wird jede Gelegenheit nutzen, mich in Schwierigkeiten zu bringen. Zum Glück kenne ich ihn gut. Man darf ihm nie trauen.“ Chiappucci selbst versprach zuversichtlich: „Ich denke, ich werde die Sache in den Bergen ins reine bringen.“

Die erste große Gelegenheit dazu bot die 10. Etappe von Latina ins 1.614 Meter hoch gelegene Terminillo. Die letzten 15 der 204 Kilometer führten steil bergauf, auf einer durchschnittlichen Steigung von acht Prozent waren 950 Meter Höhenunterschied zu bewältigen. „Wer Ambitionen hat, muß heute angreifen“, sagte Chiappucci. Bis zum Beginn des Aufstiegs war das Feld noch relativ geschlossen, doch dann platzte es auseinander wie ein Feuerwerkskörper, und der mit mehr als neun Minuten Vorsprung führende Australier Alan Piper war im Handumdrehen eingeholt. Es war indes nicht Chiappucci, sondern Roberto Conti, der Induráin die größten Probleme bereitete. Immer wieder mußte der Spanier mit seinen abwartenden Konkurrenten im Schlepptau dem Italiener hinterherhetzen, verlor viel Kraft, blieb jedoch dran und kam kurz nach dem Sieger Luis Herrera aus Kolumbien ins Ziel. Chiappucci dagegen konnte am Ende nicht mithalten und verlor weitere hochwertvolle 33 Sekunden auf Induráin. Noch liegen die schweren Alpen- Etappen am Wochenende — wenn der gefürchtete Pordoi zu überwinden ist — und Mitte der nächsten Woche vor den Fahrern, doch für die Konkurrenten des Miguel Induráin wird es immer enger. Matti

Gesamtwertung: 1. Induráin 43:11:07 Stunden; 2. Conti 0:59 Minuten zurück; 3. Chiappucci 1:56; 4. Herrera 2:03; 5. Giovannetti 2:07; 6. Hampsten 2:42; 7. Zenon Jaskula (Polen) 2:58; 8. Vona 2:59; 9. Faresin 4:01; 10. Massimilliano Lelli (Italien) 4:27; ... 15. Ampler 5:31

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