: Aus drei mach zwei
■ Nationaler Hörfunk: Niemand kennt Spielregeln des Medienmonopolys
„Je weiter die Länder von den Standorten der Sender entfernt sind, um so weniger Interesse haben sie am nationalen Hörfunk.“ Wolfgang Clement, Staatsminister in der NRW- Staatskanzlei, beschreibt den Status quo bei den Verhandlungen der Ministerpräsidenten in Sachen nationaler Hörfunk. Am 24. Juni gehen die Beratungen der Länder in die nächste Runde.
Auf dem Kölner „Medienforum NRW“ war die Zukunft des nationalen Hörfunks einmal mehr Thema einer Podiumsdiskussion, an der zehn mehr oder weniger betroffene Herren beteiligt waren, keiner von ihnen kam allerdings aus Ostdeutschland. So nahm es kaum Wunder, daß etwa die Frage nach der Zukunft von DT64 gar nicht erst zur Debatte stand. Und auch von DS-Kultur, dem anspruchsvollen Programm aus Ost- Berlin, war kaum die Rede.
Statt dessen versuchten sich sowohl Deutschlandfunk-Intendant Edmund Gruber als auch RIAS-Intendant Drück darin, die Vorzüge ihres jeweiligen Programms zu preisen und natürlich darzustellen, daß dieses Programm auch ja erhalten bleiben muß.
Wie das allerdings in dem Spiel „Aus 3 mach 2“, zwei nationale Hörfunksender aus den Rundfunkanstalten DLF, DS-Kultur und Rias 1 zusammenzuschmieden, funktionieren soll, das konnte auch in Köln niemand konkret sagen. Noch immer kennt nämlich niemand die Spielregeln.
Eine eher peinliche Vorstellung lieferte Hermann Meyn, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) und Berliner, als er mit keinem Wort die Arbeit des in vier Entlassungswellen längst schon personell unter das erforderliche Minimum zusammengeschrumpften DS-Kultur erwähnte und sich statt dessen für den Berliner Lokalsender RIAS stark machte.
Einigkeit — einmal abgesehen von dem auf dem Podium vollkommen deplazierten Privatfunk-Manager Bernt von zur Mühlen (RTL-Radio, Berlin ) — bestand allerdings bei den Diskutanten darin, daß ein nationaler Hörfunk in Deutschland heutzutage notwendig ist, tiefsitzende Ängste vor einem Propagandainstrument à la „Reichsrundfunkgesellschaft“ heute obsolet sind.
Ob allerdings die Ministerpräsidenten schon am 26. Juni „zu Potte kommen“ werden mit der Gestaltung des neuen nationalen Hörfunks, scheint eher zweifelhaft zu sein. Wolfgang Clement lehnte einen medienpolitischen Alleingang der Länder ab. Zunächst einmal bemühe man sich um einen Konsens mit dem Bund, obwohl dieser eindeutig keine medienpolitische Kompetenz habe. Für die drei Sender und vor allem ihr Personal sieht das allerdings nach einer unerträglichen Verlängerung der (sozialen) Hängepartie bis mindestens in die Mitte des Jahres 1993 aus. Jürgen Bischoff
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