Weidedamm

■ Betr.: Das Lächeln der Architektur, taz 19.5.

Da fällt der Unterkiefer runter und die Wut steigt rauf. Nach dem Überwinden der anfänglichen Sprachlosigkeit nun eine Stellungnahme:

Der Artikel könnte fast komplett einer Werbebroschüre der Baugesellschaften und Architekturbüros entliehen sein. Man mag diese Architektur als gelungen, oder als Schritte in die richtige Richtung ansehen, und sicherlich gibt es in Bremen häßlichere Siedlungen als Weidedamm I und II. Darüber will ich hier gar nicht streiten — obwohl dort vom ökologischen Bauen nicht viel zu sehen ist und ich gerade auch die „privaten Gärten“ anstelle der „öden Rasenflächen“, die in dem Artikel so gelobt werden, völlig daneben finde. Es ist doch lächerlich, 3 qm Vorgarten mit putzigen Zäunen zu versehen und damit deutlich zum Privateigentum zu erklären. Und wo sind die großen gemeinsamen Grünflächen, z.B. für Kinder, um da zusammen zu spielen?

Aber das Unmögliche des Artikels besteht darin, den Widerstand der ParzellennutzerInnen vom Weidedamm III gegen eine weitere Bebauung nur mit einem halben Nebensatz zu erwähnen. Dabei gibt es so viele gute Gründe gegen eine Bebauung, über die es wert wäre zu schreiben.

Ärgerlich auch der Schlußsatz „Vielleicht wird das zukünftige Weidedamm III...einst genauso liebenswert sein...“.

Wenn Nils Aschenbach nur einmal mit allen Sinnen durch das Parzellengebiet, wie es jetzt ist, gegangen wäre, wüßte er, daß es gar nicht liebenswerter sein kann, als es jetzt ist. So ein seit Jahren gewachsenes Parzellengebiet gibt es in dieser Vielfalt nämlich sonst in Bremen nicht und wird auch nicht zu ersetzen sein, wenn dort auch erst einmal „lächelnde Architektur“ entstanden ist.

Und was heißt „ökologisch angepasstes Bauen“ auf Weidedamm III? Ökologisch wäre es, dort nicht zu bauen, sondern auf bereits versiegelten Flächen, z.B. auf Parkplätzen. Aber da ist die Auto-und Gewerbelobby mächtiger.

Auf jeden Fall, wenn „Hecken und Bäume weitestgehend erhalten bleiben“ sollen auf Weidedamm III, da gar nicht erst gebaut werden, weil es ca. 2 km Hecken und immerhin ca. 2000 Bäume gibt. Und auch wenn einzelne, als besonders ökologisch wertvoll auserkorene Flecken unbebaut bleiben, wird der ökologische Zusammenhang, das vielfältige Leben, welches es dort gibt und das gerade für Menschen und andere Lebewesen so wertvoll ist, zerstört! Also gibt' s nur eins:“Die ganz großen architektonischen Würfe“ müssen woanders gemacht werden. Weidedamm III muß so bleiben wie es ist!

Und warum kriegen die Baugesellschaften so eine ganzseitige Reklame geschenkt? Und wir als Initiative gegen die Bebauung müssen uns die Hacken ablaufen, um über die taz Öffentlichkeit zu bekommen. Kristiane Rodde