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Der Feldwebel war ein Spion

■ Grenz-Horcher (West) plauderte regelmäßig gegenüber Stasi (Ost) aus

Wegen Spionage für den Staatssicherheitsdienst der DDR und Bestechlichkeit im Amt muß sich Anfang Juli ein 32 Jahre alter ehemaliger Feldwebel der Bundeswehr vor dem 4. Strafsenat des Oberlandesgerichts Celle veranworten. Der Mann, der nach Gerichtsangaben vom Freitag geständig ist, befindet sich auf freiem Fuß. Er soll für seine regelmäßige Agententätigkeit vom Sommer 1988 bis Januar 1989 rund 10.000 Mark und eine Stereoanlage für 1.500 Mark erhalten haben.

Der Angeklagte war 1982 in die Bundeswehr eingetreten und wurde dort zum Nachrichtengerätemechaniker und Funkelektroniker ausgebildet. Seit 1983 diente er in einer Fernmeldekompanie in Ehra-Lessien (Kreis Gifhorn).

Sein Arbeitsplatz befand sich in einem Fernmeldeturm in Barwedel nahe der Grenze zur ehemaligen DDR. Dort wurden Funksprüche und sonstige Signale der Truppen des ehemaligen Warschauer Pakts aufgezeichnet. Als der Mann im September 1990 aufflog, wurde er sofort vom Dienst suspendiert.

Dem Feldwebel wirft die Anklage vor, im Sommer 1988 bis März 1989 einem Stasi-Mitarbeiter Gegenstände, Unterlagen und Informationen aus seinem Dienstbereich weitergeleitet zu haben. Zuletzt soll er sich mit diesem Kontaktmann im Mai 1990 in Berlin getroffen haben.

Dem Angeklagten sei dabei vorgespiegelt worden, daß das von ihm gelieferte Material für schwedische Interessenten bestimmt sei. Die Staatsanwaltschaft meint, daß der aus Braunschweig stammende Angeklagte mindestens billigend in Kauf genommen hat, daß die von ihm gelieferten Informationen und Materialien an Geheimdienste weitergegeben wurden. dpa

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