: Grüne Fusionsdelegation steht
■ Brisantester Diskussionspunkt bei der Zusammenstellung der Verhandlungsführer mit dem Bündnis 90 war die Zahl der Ostdelegierten/ Insgesamt zwölf Grüne sollen die Fusion aushandeln
Bonn (taz) — Die grüne Kommission für die Fusionsverhandlungen mit dem Bündnis 90 steht. Sechs Mitglieder aus dem Bundesvorstand und sechs weitere aus den Ländern sollen bis Jahresende die Gespräche mit den ostdeutschen BürgerrechtlerInnen führen und schließlich den Vertrag für den Zusammenschluß beider Parteien unter Dach und Fach bringen. Der grüne Länderrat, höchstes Gremium zwischen den Parteitagen, diskutierte am Samstag bis in den Abend, ehe die zwölf Namen feststanden.
Gewählt wurden schließlich: aus dem Bundesvorstand Christine Weiske und Ludger Volmer (SprecherInnen), Heide Rühle (politische Geschäftsführerin), Henry Selzer (Schatzmeister), Friedrich Heilmann und Helmut Lippelt. Die sechs VertreterInnen aus dem Länderrat sind Claudia Roth (NRW und Europaabgeordnete), Angelika Hirschmüller (AL Berlin), Beate Thomann (Sachsen-Anhalt), Margarete Wolf (Hessen), Gerald Häfner (Bayern) und Klaus Dieter Feige (Mecklenburg-Vorpommern und Bundestagsabgeordneter). Marieluise Beck (Bremen, Aufbruch-Strömung), die im ursprünglichen Vorschlag des Bundesvorstands vorgesehen war, unterlag in einer Stichwahl gegen Beate Thomann knapp mit 15 zu 17 Stimmen und trat dann nicht mehr zur Wahl an.
Die Forderung der Ost-Grünen nach besserer Repräsentanz war der brisanteste Diskussionspunkt vor der Entscheidung. Zur Hälfte, so ein Initiativantrag aus Mecklenburg-Vorpommern, solle die Delegation aus dem Osten besetzt sein. Begründung: Funktionieren müsse die Fusion vornehmlich in ihren Landesverbänden. Die mehrstündige Diskussion des Länderrats geriet unversehens zur ersten über das innergrüne Ost-West-Verhältnis. Mit vier statt drei VertreterInnen waren die Ost-Grünen schließlich zufriedener als am Anfang, die sorgsam ausgeklügelte Strömungsbalance des Bundesvorstandsvorschlags ging jedoch verloren.
Einen fünfzigköpfigen Ausschuß, so informierte Helmut Lippelt den Länderrat, habe das Bündnis 90 bestimmt. Die eigentlichen Fusionsverhandlungen solle eine Delegation aus 18 Mitgliedern führen. Im Länderrat fand der Antrag, die grüne Delegation deshalb zu vergrößern, ebenso wenig eine Mehrheit wie der Vorschlag, aus Gründen der Arbeitsfähigkeit eine sechsköpfige Delegation zu bestimmen. Bereits im Januar 1993 sollen Parteitage bzw. Urabstimmungen der Grünen und des Bündnis 90 die Fusion endgültig beschließen. Tissy Bruns
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