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Ozon-Alarm bis Donnerstag

■ Ozon überschreitet Alarmwert/ Umweltverwaltung rät, Anstrengungen im Freien zu vermeiden/ Grüne und BUND fordern Auto-Fahrverbot

Berlin. Bis zum Donnerstag noch — dann gehen die hohen Temperaturen allmählich zurück — bleiben die Ozonwerte so hoch, daß die Umweltverwaltung empfindlichen Personen rät, Anstrengungen im Freien zu vermeiden. Gestern war der Alarmwert von 180 Milligramm Ozon pro Kubikmeter Luft in den Bezirken Heiligensee, Wedding, Kreuzberg und Neukölln überschritten — und zwar schon um 11 Uhr. Für den Nachmittag waren weit höhere Werte zu erwarten, weil das Sonnenlicht die Bildung des dreiatomigen Sauerstoffs (chemische Formel: O3) fördert. In der Regel stellen sich die höchsten Ozonwerte zwischen 13 und 19 Uhr ein.

In diesem Jahr hatten die Ozonwerte die 180-Milligramm-Marke erstmals im Mai überschritten. Im Juni dann sechsmal. Die Umweltverwaltung warnt »Personen, die erfahrungsgemäß gegenüber Luftschadstoffen empfindlich reagieren«, dann, wenn in drei Bezirken die Ozonkonzentration über 180 Milligramm steigt, und die Bevölkerung, wenn die Konzentration an drei Stellen die Schwelle von 360 Milligramm überschreitet.

Die Grünen forderten gestern, daß der Erlaß einer Sommersmog- Verordnung nicht länger verzögert werden dürfe. Denn die hohen Ozonbelastungen bedeuteten einen »dauernden Angriff« auf die Atemorgane besonders von Kindern, alten und kranken Menschen. Ähnlich wie beim Wintersmog müßten der Autoverkehr eingeschränkt und die Kraftwerke gedrosselt werden. Der BUND forderte gestern ein flächendeckendes Fahrverbot.

Doch mit solchen Maßnahmen tut sich die Umweltverwaltung schwer. Denn der Sommersmog hat verschiedene Ursachen. Unter anderem trage der Wind Schadstoffe aus weit entfernt liegenden Ballungsräumen und Großstädten in mehreren hundert Metern Höhe nach Berlin. Durch das Sonnenlicht bilde sich über der Stadt eine Ozonschicht, die auf den Boden herabsinke, erklärte Klaus Kutzner, Ozonexperte in der Umweltverwaltung.

Deshalb seien örtlich begrenzte Maßnahmen uneffektiv. Diesen Sommer soll von der Europäischen Gemeinschaft eine Ozonrichtlinie verabschiedet werden, mit deren Hilfe ein europaweiter Maßnahmeplan erstellt werden soll, was laut Kutzner leider »sehr langwierig«, sei. Dirk Wildt

Die aktuellen Ozonwerte sind unter der Telefonnummer 1164 zu erfahren. Alarmwertüberschreitungen und Verhaltensempfehlungen werden mitgeteilt.

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