: Bauakademie für Weizsäcker
■ Die ehemalige Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel soll wieder aufgebaut werden, aber schon heute ist umstritten, wer dort einziehen darf
Berlin. Noch gibt es sie nicht, aber schon bahnt sich Streit an, wer sie nutzen darf: die ehemalige Schinkelsche Bauakademie im Berliner Stadtzentrum, die im Krieg zerstört, dann von der SED abgerissen wurde und die nun nach einem »informellen Senatskonsens« wieder rekonstruiert werden soll. Senatsbaudirektor Hans Stimmann, der gestern eine Ausstellung zur Geschichte der Akademie eröffnete, will, daß das Spätwerk von Berlins berühmtestem Stadtbaumeister wieder als Bauakademie errichtet wird, um die Bauvorhaben der nächsten Jahre wissenschaftlich zu begleiten. Gleichzeitig erhebt der Bundespräsident, der im benachbarten Kronprinzenpalais residieren wird, Anspruch auf das quasi-historische Gemäuer. Stimmann sprach sich gestern jedoch entschieden dagegen aus, daß sich der Bundespräsident diesen »städtischen Platz einverleibe«. Die Bauakademie solle nicht zur »Auffahrtsrampe für den Bundespräsidenten werden«, sagte der Senatsbaudirektor.
Um die Bauakademie wieder zu rekonstruieren, muß zunächst das Außenministerium abgerissen werden, das anstelle der abgerissenen Akademie errichtet wurde. Dann sei es möglich, die Akademie in ihrem historischen Aussehen nachzubauen, denn die Fassade, Vorbild vieler Industriebauten in Berlin, sei industriell gefertigt und — im Gegensatz zum gleichzeitig abgerissenen Stadtschloß — aus einem Guß. Zudem gebe es davon Fotos und Bilder, so Stimmann. Außerdem seien Terrakottasteine der Original-Akademie aufbewahrt worden. Man werde möglicherweise aber auch auf dem historischen Grundriß von 50 mal 50 Metern ein ganz anders aussehendes Gebäude errichten, darüber werde noch diskutiert. Wichtig sei auch die Rekonstruktion des dreieckigen Stadtplatzes, der sich zwischen Bauakademie und Unter den Linden befunden hatte. Stimmann rechnet mit Baukosten zwischen 40 und 50 Millionen Mark. esch
Die Ausstellung über die Bauakademie ist in der Behrensstraße 42-46 in Berlin-Mitte zu sehen und werktags von 8.00 bis 17.00 Uhr bis zum 8.August geöffnet.
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