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Mütter ins Management

■ Europäische Studienwoche in Bremen für angehende Führungsfrauen

Managerinnen, die am neuen Europa mitbauen, wünscht sich die Europäische Gemeinschaft, und um die angehenden Führungsfrauen auf ihre Aufbau-Rolle vorzubereiten, finanziert Brüssel aus seinem „Erasmus-Topf“ sogenannte „intensive Studienwochen“, in deren Verlauf „Natur und Rolle von Managerinnen im neuen Europa“ erforscht wird. Intensiv studiert wird diese Woche in Bremen. Etwa 50 Studentinnen und einige vereinzelte Studenten aus Griechenland, Dänemark, Spanien, Großbritannien, der Tschechoslowakei, den Niederlanden, Rostock und Bremen untersuchen Stellung und Chancen von Frauen in Bremer Betrieben.

Die OrganisatorInnen achten streng darauf, daß die Männer im Hörsaal nicht überhand nehmen, erläuterte gestern Helga Meyer, wissenschaftliche Assistentin am Bremer Institut für Projektmanagement und Wirtschaftsinformatik das Geschlechterverhältnis: „Bei uns machen die Männer eine Erfahrung, die sonst nur Frauen machen: In der Minderzahl zu sein.“

Um die europäischen ManagerInnen der Zukunft auf die rauhe Realität vorzubereiten, werden sie zunächst mit grauer Wirtschaftstheorie und Berichten aus der Praxis gefüttert.“Wir werden rascher Erfolg haben, wenn wir mit den Männern arbeiten, nicht gegen sie“, mahnt die Juristin Helga Stödter. Im Publikum beifälliges Nicken. Die Mutter mehrerer Töchter, die ihre Karriere als Verteidigerin von Kriegsverbrechern in Rastatt begann, hat einen Lebenslauf voller Ämter und Ehrenämter vozuweisen, der jeden Spitzenmanager erbleichen lassen müßte.

Offensiv vertritt sie ein Programm, das sich auf die Kurzformel „Mütter sind die besseren Manager“ bringen läßt. „Ziehen Sie endlich diese Angeberei der Männer mit ihren Flugkilometern ins Lächerliche“, rät sie den angehenden Spitzenverdienerinnen. Man müsse nicht fliegen, um gute Geschäfte zu machen. Und sie empfiehlt ihren Zuhörerinnen, gegen den Ausdruck „Erziehungsurlaub“ Sturm zu laufen. Schließlich sei das kein Urlaub, sondern harte Arbeit.

Die Bremer Wirtschaftswissenschaftlerin Adelheid Biesecker brachte ihrem Publikum die frohe Kunde, kommunikative Fähigkeiten, wie sie Frauen aufgrund ihrer Sozialisation von klein auf trainierten, seien im Management der Zukunft besonders gefragt. Rosige Zeiten für Frauen? In den nächsten Tagen werden die StudentInnen die Wirklichkeit in den Bremer Betrieben Vulkan, ERNO, Klöckner, in der Lagerhausgesellschaft und bei der Bremer Ausländerbeauftragten kennenlernen. dr

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