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Kunstvirus gegen Karnickel

■ Myxomatose dezimiert Nagerbestand in Berlin

Berlin. In Berlins Grünanlagen grassiert die Seuche. Täglich sammeln die Mitarbeiter der Grünflächenämter die Kadaver verendeter Kaninchen ein, die sich mit Myxomatose infiziert haben. Dieses Virus verursacht bei den Tieren Schleimhautentzündungen und Gliederschwellungen, die Bewegungsfähigkeit und das Sehvermögen lassen nach, so daß sie schließlich verhungern. Dieses qualvolle Ende ist nicht naturgegeben — die Myxomatose wurde eigens gezüchtet, um Kaninchen den Garaus zu bereiten. Wie der wissenschaftliche Mitarbeiter des Zoologischen Gartens, Andreas Ochs, gegenüber der taz erklärte, wurde das Virus in Australien kultiviert, um der dortigen Karnickelplage Herr zu werden. Seitdem tritt es immer wieder auf, wenn die Populationsdichte der Nager besonders hoch ist. Ochs schloß aus, daß das Virus von notorischen Karnickelhassern im Tiergarten verbreitet wurde. Vielmehr grassiere die Myxomatose in Berlin alle vier bis fünf Jahre.

Zur Zeit ist im Tiergarten die Zahl der Nager auf 40.000 angewachsen. Sie wird sich durch die Infektion bis auf einen resistenten Kernbestand reduzieren. Übertragen wird die Infektion durch Stechfliegen. Ein Übergreifen der Myxomatose auf andere Tiere oder gar eine Infektion von Menschen ist ausgeschlossen. Selbst Hasen infizieren sich nicht. dr

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