Schweden weist aus

■ Ausweisungsstopp für Jugoslawienflüchtlinge aufgehoben/ 35.000 Menschen davon bedroht

Stockholm (taz) — Schweden hat am Donnerstag den seit November 1991 geltenden Ausweisungsstopp für Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien aufgehoben. Nach Mitteilung des zuständigen Einwanderungsamtes sollen die ersten Ausweisungsverfügungen in der kommenden Woche erfolgen. Die betroffenen Flüchtlinge können die Ausweisungen dann noch gerichtlich prüfen lassen. Begründet wird die Aufhebung des Ausweisungsstopps von der Regierung mit der angeblich „beruhigten“ Lage in Kosovo-Albanien, Montenegro und Serbien. Praktisch betroffen sind etwa 35.000 seit vergangenem Herbst nach Schweden geflohene Menschen, die überwiegende Mehrheit aus Kosovo-Albanien. Flüchtlingsorganisationen und das schwedische Helsinki-Komitee reagierten mit scharfer Kritik.

Die erneute Verschärfung der schwedischen Flüchtlingspolitik gilt ausdrücklich nicht für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina. Diese haben allerdings große Schwierigkeiten, überhaupt ins Land zu kommen, nachdem die Regierung in der letzten Woche einen Visumzwang verhängt hat — ohne daß in Bosnien- Herzegowina überhaupt eine schwedische Vertretung existiert. Flüchtlinge aus diesem Land kommen nur durch ein Schlupfloch nach Skandinavien: über die Fähren von Polen nach Schweden. Reinhard Wolff