MIT FINANZIMPERIEN AUF DU UND DU: AMB-Chef hat ausgetrickst
■ Geldriesen ABM & AGF: Credit Lyonnais bekommt BfG
Aachen (taz) — Wer wagt, gewinnt, lautet die Spielregel beim Zocken. Wolf-Dieter „Tricky“ Baumgartl hat damit wenig Glück gehabt. Mit allen nur denkbaren Finten versuchte der Chef des Geldriesen Aachener und Münchener Beteiligungs-AG (AMB), im Einlußpoker mit dem französischen Allfinanz-Imperium Assurances Generales de France (AGF) die besseren Karten in der Hand zu behalten. Doch Baumgartl trickste sich selbst aus: Gestern mußte er gegen das Begehren der staatlichen Finanzgruppe AGF nach mehr Einfluß bei der AMB-Holding die Fahnen strecken. Nach monatelangem Streit erhält der französische Großaktionär nun das volle Stimmrecht für seine 25prozentige ABM-Beteiligung, das ihnen Baumgartl geschickt verwehrt hatte.
Nach einer zwischen dem AMB- Aufsichtsratsvorsitzenden Helmut Gies und dem AGF-Boß Michel Albert ausgehandelten Erklärung wollen sich die beiden Bank- und Versicherungskonzerne über Kreuz verflechten und wieder die bereits 1990 entworfene europäische Allianz eingehen. Und wärend der ehrgeizige Blitzkarrierist Baumgartl bald stempeln gehen dürfte, erhalten die Franzosen ihr Objekt der Begierde: die ehemalige gewerkschaftseigene Bank für Gemeinwesen (BfG), noch zu 51 Prozent in AMB-Besitz. Nun wollen AMB und AGF „alles in ihrer Macht stehende tun“, damit die Mehrheit an der BfG noch in diesem Jahr von der ebenfalls staatlichen Credit Lyonnais übernommen werden kann. In den vergangenen Jahren mußten die BfG-Eigner, zu denen neben der AMB mit 49 Prozent die Gewerkschaftsholding BGAG zählt, die in den 80er Jahren heruntergewirtschaftete Bank mehrfach mit millionenschweren Finanzspritzen aufpäppeln. Eine Sanierung wird noch weit mehr Geld verschlingen: Allein mindestens 800 Millionen Mark sollen in diesem Jahr benötigt werden, um die dünne Kapitaldecke für den EG- Binnenmarkt aufzustocken — für die zeitweise unter chronischen Liquiditätsengpässen leidende Aachener ein gewaltiger Happen.
Der Schacher hinter den Kulissen dient nun beiden Seiten: DieAMB-Gruppe zählt mit Beitragseinnahmen von rund zwölf Milliarden Mark zu den größten deutschen Versicherungen, ist im Ausland aber kaum tätig. Der Geldmagnat AGF bringt es auf fast 17 Milliarden Mark, wovon bereits ein gutes Viertel aus dem Ausland stammt. Arm in Arm wird daraus ein europäisches Banken- und Versicherungsimperium. Erwin Single
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