: Muß Hans aus der Kiste?
„Good bye, Johnny, good bye, Johnny, nimm's doch nicht so schwer“ — wieder einmal ist der richtige Moment gekommen, das sentimentale Liedchen anzustimmen, mit dem Hans Albers die Damen zu Tränen rührte und die Herren in gefährliche Fernen lockte.
Der Anlaß ist zum Weinen: Fast 22 Jahre hat der blonde Hans jetzt seine verdiente Ruhe im komfortablen Erdmöbel auf dem Ohlsdorfer Friedhof gehabt. Er wurde nur gestört durch die Aufwartung unermüdlicher Fans, die ab und zu mit Blumen seine letzte Ruhestätte schmückten. Doch mit dem posthumen Starkult kann es Ende des Jahres schon vorbei sein, denn dann läuft der Pachtvertrag für das Grab des Fleischersohnes aus St.Georg ab. Da deutsche Friedhöfe mit deutscher Gründlichkeit und ähnlich streng wie Badeanstalten verwaltet werden, ist nicht damit zu rechnen, daß die Stadt diesmal etwas einfühlsamer mit ihrem kulturellen Erbe umgeht. Noch ist völlig unklar, was mit den sterblichen Überresten eines der größten und trinkfestesten Söhne der Hans-(!)-estadt geschehen wird, ob sie gar untergepflügt und der Vergessenheit anheim gestellt werden?
Schließlich hatte Albers zwar seinen Lebensabend im idyllischen Kempfenhausen am Starnberger See verbracht, doch klar und deutlich hatte er auch bestimmt, daß seine letzte und ewige Heimat wieder in Hamburg liegen soll. Eine breite Solidaritätsbewegung für Hannes' letzte Ruhe beginnt sich zu formieren: Das ist die Liebe der Matrosen, gelle? jk
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