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HfbK-Konzil fordert Goehlers Rücktritt

■ Präsidentin der Hochschule für bildende Künste unter starkem Druck/Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt

unter starkem Druck / Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt

Das Konzil der Hamburger Hochschule für bildende Künste (HfbK) hat deren Präsidentin Adrienne Goehler zum Rücktritt aufgefordert. Wie erst gestern bekanntwurde, schloß sich das Hochschul-Parlament in der vergangenen Woche mit 15 gegen neun Stimmen entsprechenden Forderungen einer Gruppe von Professoren an. Goehler selbst hat inzwischen ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst bei der Behörde für Wissenschaft und Forschung beantragt, um die gegen sie erhobenen Vorwürfe klären zu lassen.

In einer Pressemitteilung der HfbK-Professoren Hans-Joachim Lenger, Martin Rögener und Franz Erhard Walther heißt es, daß das Konzil erwarte, daß Frau Goehler ihren Rücktritt zu Beginn des Wintersemesters 1992/93 bekanntgibt. Goehler, frühere GAL-Bürgerschaftsabgeordnete, wies gestern darauf hin, daß die Mehrheit im Konzil durch die Stimmen von 15 Professoren zustandegekommen sei, die sich schon vor drei Monaten für eine Demission der HfbK- Präsidentin eingesetzt hatten. Eine Diskussion oder Klärung der Vorwürfe, die in einer Dokumentation festgehalten seien, sei während der Sitzung verhindert worden.

Im April hatten 30 HfbK-Professoren Goehler vorgeworfen, in Fragen der Kunst eingegriffen, Zwietracht gesät, sich Kompetenzen angemaßt und dem Ansehen der Hochschule in der Öffentlichkeit geschadet zu haben. Die Behörde für Wissenschaft und Forschung will nun prüfen, ob sie ein Disziplinarverfahren gegen Goehler einleitet. „Voraussetzung dafür wäre, daß die Vorwürfe gegen Frau Goehler belegen, daß sie ihre Dienstpflichten nicht ordentlich wahrgenommen hat“, sagte Behördensprecher Jenspeter Rosenfeldt.

Adrienne Goehler wurde 1989 für eine Amtszeit von sechs Jahren zur HfbK-Präsidentin gewählt. Sie ist die erste Frau an der Spitze einer staatlichen Kunsthochschule. Ihre Kandidatur sorgte bereits im Vorfeld für Aufsehen. Sieben Professoren fürchteten damals „Weiblichkeit als Ersatz für Fachqualifikation“ und sammelten bundesweit Unterschriften gegen Goehler. dpa/taz

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