: Rodenbeker Quellental
taz-Serie über ■ Hamburger Naturschutzgebiete
„Bergstedter wehrt euch! Naherholung für Hamburger bald nur noch hinter Bargteheide?“ steht auf dem Plakat am Gartenzaun. Die Walddörfler fürchten um ihre Grünflächen, denn in Hamburgs Nordosten wird kräftig gebaut. Aber zwischen Poppenbüttel und Duvenstedt reihen sich auch die Naturschutzgebiete. Zwei davon, das Rodenbeker Quellental und Hainesch/Iland, verbindet der Alsterwanderweg. Sie sind auch wegen der Gasthäuser am Wege für einen Ausflug ideal.
An einem heißen Sommertag ist es unter den Buchen im Quellental angenehm schattig und kühl. Das durch Alster, Rodenbek und Bredenbek natürlich begrenzte Gebiet hat seinen Namen von den Hang- und Sickerwässern am Alstertalhang. Diese Quellen gehören zu den wenigen natürlichen Wasseraustritten auf Hamburger Gebiet. Wenn sie an einigen Stellen grell orange gefärbt sind, ist das ausnahmsweise keine vom Menschen gemachte Verschmutzung. Bakterien haben hier aus dem stark eisenhaltigen Wasser farbige Eisenflocken ausgeschieden.
Die Hangquellen machen die Alster in diesem Bereich so sauber, daß sogar anspruchsvolle und seltene Tierarten hier leben können. Beim Paddeln kann man an der Uferböschung manchmal einen tropisch bunten Vogel entdecken. Der türkis und rostrot gefärbte Eisvogel fängt mit seinem langen Dolchschnabel pfeilschnell Fische und Insekten. Wassersportler dürfen hier zwar paddeln und rudern, aber nicht anlegen. Das Alsterufer ist hier Schutzzone für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, deshalb verläuft auch der Alsterwanderweg etwas abseits vom Gewässer.
Die vorher begradigte Rodenbek fließt heute wieder in ihrem alten windungsreichen Bachbett. Hier tummeln sich 14 Fischarten, sogar so seltene Tiere wie Flußkrebs, Fluß- und Teichmuscheln haben sich wieder angesiedelt.
Einige der Laubwälder und Ackerflächen im Alstertal sind 300
1Jahre alt. Das läßt sich auch aus der Bezeichnung „Hainesch“ ableiten, Esch bedeutet „ewiges Kornfeld“. Die Flächen des „kurzen“ und „langen Iland“ wurden im Mittelalter gerodet, um Bau- und Brennholz zu gewinnen. Im Sommer sind die Wiesen dort bunt von Blüten und Faltern. Den Buchen- und Eichenwald der Gegend nutzten die Bauern früher als Krattwald. Alle zehn bis 20 Jahre wurden die Bäume „auf den Stock gesetzt“, gekappt, um
1Brennholz und Rinde für die Gerberlohe zu gewinnen.
Im Tal der Saselbek, südwestlich des alten Bergstedter Dorfkerns, soll durch Naturschutz eine uralte bäuerliche Kulturlandschaft erhalten werden, deren Ursprünge bis weit in die Bronzezeit zurückreichen. Im Kremerschen Holz südlich der Müssenkoppel sind noch der alte Bauernwald und ein angrenzender Obstgarten zu sehen.
Im Mittelalter wurde der Müh-
1lenteich aufgestaut. Im Winter friert er an einigen Stellem kaum zu. Wenn der Teich abgelassen wird, lassen sich drei natürliche Quelltöpfe erkennen, die das Wasser bewegen und erwärmen.
Die beiden kleinen Idyllen empfehlen sich für einen Ausflug per Rad, das mit der Bahn bis Poppenbüttel oder Ohlstedt mitgenommen werden kann, oder für eine Fahrt mit dem Paddel- oder Ruderboot auf der Alster. Vera Stadie
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