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Kaffee-Krieg in der Mensa

■ Dritte-Welt-Kleinbauern unterstützen oder Billig-Kaffee aus Hamburg?

Verhärtete Fronten zwischen dem Studentenwerk und einer Studenten-Initiative: Beide Parteien ringen um die Einführung des „Alternativ-Kaffees“ in allen Hamburger Mensen. Der Bohnentrunk mit dem politischen Anspruch, der nach Meinung der BefürworterInnen im Gegensatz zu dem zur Zeit ausgeschenkten Darboven-Mix den lateinamerikanischen Kleinbauern zu angemessenen Preisen abgekauft wird, stößt beim Vorstand des Studentenwerks auf wenig Gegenliebe. Der Kaffee sei zu teuer, argumentiert Wirtschaftschef Göran Saile, und Geschäftsführer Manfred Klee kommentiert harsch: „Keine Zwangsbeglückung“.

In den Ohren von Karl Schaaf und Gerrit Höllmann, zwei der insgesamt fünf studentischen Kaffee- KämpferInnen, sind solche Anwürfe nur Scheinargumente. Eine Zwangsbeglückung finde schon jetzt statt, da ungefragt herkömmlicher Kaffee von Großplantagen serviert werde. Nicht nur, daß dort Arbeitslöhne und -bedingungen untragbar schlecht seien, sondern es werde auch kein Wert auf ökologischen Anbau gelegt. Dabei gebe es in Hamburg zwei Anbieter, die ihre Produkte von kleinen Kooperativen beziehen und zudem noch Bio-Bohnen in ihrem Sortiment führen.

Bestärkt wurde die Studi-Initiative durch die überaus positive Reaktion ihrer KommilitonInnen. 2000 Mensa-GängerInnen bekundeten per Unterschriftenliste, daß sie die Einführung des Polit-Getränks begrüßen und sogar tiefer ins Portemonnaie greifen würden. Zehn bis 20 Pfennige mehr pro Tasse müßten sie berappen. Doch dieses Votum beeindruckt Studentenwerk- Boß Manfred Klee herzlich wenig: „Laut Landeshaushaltsordnung müssen wir die billigste Ware einkaufen.“ Zudem überzeuge ihn die Qualität der Alternativ-Ware nicht. Da man sich aber nicht grundsätzlich gegen neue Wege sperren will, rief der Vorstand jetzt eine Arbeitsgruppe ins Leben, die sich mit dem Einkauf von Bio-Produkten auseinandersetzt.

Sigrun Nickel

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