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Zank um die Ostertorwache

■ Bremens Museums-Chefs fühlen sich übergangen und wollen noch eher ein Restaurant als ein Designhaus

Kaum hat die Kultursenatorin ihre Absicht bekundet, aus der alten Ostertorwache ein Design- Haus zu machen, melden Bremens Museen erheblichen Groll an. Es mache rein gar keinen Sinn, schon wieder eine neue Einrichtung aufzuziehen, die das Geld kostet, welches den andern fehlt, sagen übereinstimmend Focke-Chef Christiansen, Kunsthallen-Leiter Salzmann und Martina Rudloff vom Marcks-Haus nebenan.

Frau Rudloff verficht gar die Idee, die ehrwürdige Villa, in der jetzt noch die Polizei haust, in ein vielfältig bespielbares, sie sagt: „interdisziplinäres“ Restaurant zu verwandeln — zumal auch Hansgünther Heyme, neuer Intendant des benachbarten Bremer Theaters, großes Interesse an solchem Nebenschauplatz hat.

Heyme würde liebend gerne mal ein kleines Schauspiel zwischen dampfenden Schüsseln oder einfach Lesungen oder Konzertchen zum Tee veranstalten. An die Wände und in die umliegenden Kämmerchen, die jetzt noch als Gewahrsamszellen dienen, möchten die umliegenden Kunstmuseen gerne, einen willigen Pächter vorausgesetzt, allerlei Kunst hängen; „und endlich wär hier auch am Wochenende was los“, sagt Martina Rudloff.

Falls aber die Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung, und „bloß mit

Die Ostertorwache: demnächst ein Lokal für theatralische Schlemmereien?Fotos (3): Tristan Vankann

ihren Vitrinen voller Messer, Gabeln und Teller“ (Rudloff) einzöge, rechnen die Museumsleute mit dem Gegenteil: „Design allein lockt bekanntlich kaum Publikum“, sagt Jörn Christiansen, der überdies den Wagenfeld- Nachlaß in seinem Focke-Museum weitaus sinnvoller aufgehoben fände.

Der tiefste Ingrimm aber richtet sich gegen die befürchteten Folgekosten: Bis zu 300.000

hierhin bitte die

schräge Ansicht

von der alten

Villa

Mark pro Jahr dürften anfallen; mit mindestens 150.000 Mark rechnet Dieter Opper von der Kulturbehörde. Dazu kommen die Kosten von Umzug und Umbau. Weil die Polizei erst auszieht, wenn ihr ein vergleichbarer Raum anderswo hergerichtet wird, werden die Umzugskosten auf insgesamt eineinhalb bis zwei Millionen geschätzt.

Diese Last will allerdings der Wirtschaftssenator tragen; und

die Sanierung der denkmalgeschützten Wache (4,5 Millionen) bezahlt womöglich die Waldemar-Koch-Stiftung. „Aber wenn man da noch lange rumrührt“, sagt Dieter Opper, „dann sind die wieder weg.“

Unterdessen heben die Parteien ihre Gräben aus. Kunsthallen-Chef Salzmann beklagt sich, daß die Behörde „ausgerechnet mit uns wieder mal nicht gesprochen hat“. Martina Rudloff nennt das Wagenfeld-Projekt ein „merkwürdiges Komplott aus Alltagskultur und wirtschaftlichen Interessen“; Dieter Opper hingegen hält die eßkulturellen Visionen der Empörer für ein „eigennütziges Abenteuer“; und Beate Manske, designierte Chefin des Wagenfeld-Hauses spricht schlicht von einer „Schnapsidee“.

Wenn es nach ihr und der Kultursenatorin Trüpel geht, werden bald einmal die Wagenfeld-Stiftung samt Archiv und Exponaten, das Design-Zentrum und die bremische Gesellschaft für Produktgestaltung einziehen. Das heißt: ein großer Teil des verfügbaren Raums geht für Büro- und Aufbewahrungsbedarf drauf, was die Empörer auch nicht eben freundlicher stimmt. „Dieses Haus in dieser Lage wäre doch von enormer strategischer Bedeutung“, sagt Jörn Christiansen und plädiert, wenn schon nichts Rechtes zu bezahlen ist, „für eine kostenneutrale Privatisierung“.

Die Entscheidung ist ohnehin vorerst ausgesetzt. Im August wird der Beirat Mitte sich auf das Ei setzen, im September kommt die Kulturdeputation dran. Die Museums-Chefs aber mögen so lange nicht warten. Am kommenden Dienstag werden sie mit ihrem gesammelten Groll an die Öffentlichkeit treten. Manfred Dworschak

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