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DIE KLEINE MEDIENPRAXIS — FRAGEN SIE FRAU DR.MONIKA

Wer hätte das gedacht. Auch Zeit-Redakteure sehen fern. Die unglaubliche Neuigkeit wäre uns allen durch die Lappen gegangen, wenn sich ein Herr Ulrich Greiner, seines Zeichens Feuilleton-Chef, nicht selbst geoutet hätte. Nachdem sein Kollege Hensel von der FAZ in der „Playboy Late Night-Show“ nicht nur die Irrealität von makellosen Körpern, sondern auch die Keuschheit der selbstgenügsamen Nymphen, so sein Ausdruck für die Playmates, entdeckt hat, muß auch Greiner von dem Drang, die höheren Sphären der Kultur zu verlassen, erfaßt worden sein. Selbst ist er hinabgestiegen in die Niederungen dieses Mediums und hat dort wahrhaft Erstaunliches gefunden. Es muß ihn so überwältigt haben, daß er die Leser seit der vergangenen Woche mit der Sommerserie über den „Alltag des verantwortungslosen Fernsehers“ beglückt. Ohne ihn hätten die Zuschauer niemals erfahren, daß beim Fußballspiel zwanzig Mann hinter einem Ball herrennen. Aber Herr Greiner hat nicht nur die Regeln des Fußballs für sich entdeckt, sondern auch „Tutti-Frutti“, den „Schulmädchen-Report“ und „Emanuelle“. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem sich kaum noch jemand diese dumpfen Streifen freiwillig anschaut. Während RTLplus wegen des Zuschauerrückgangs bereits beschloß, „Tutti-frutti“ abzusetzen, findet Herr Greiner hier nun plötzlich das Maximum zum Thema Sex im Fernsehen. Der „kalkulierte Kontrast zwischen der Attraktion der professionellen Striptease-Tänzerinnen und den rührenden Entkleidungsritualen der Amateure“ ist für ihn „eine Variante des Gegensatzes zwischen Kunst und Kultur“. Nicht die Tumbheit der Sendung hat für ihn zum Niedergang der Einschaltquoten geführt, sondern die Chancenungleichheit zwischen Profis und Amateuren, zwischen heiterer Kunst und ernstem Leben hat den Zuschauer einfach hoffnungslos irritiert.

Es war nicht die miese, einfallslose Moral und Phantasielosigkeit der Schulmädchen- und Lederhosenfilme, die ihm den Spaß versaut haben, sondern das „ewig angeknipste Licht“, das auf die „armen, hübschen Körper prasselt“. Daß der Stoff dieser Filme etwas schwach ist, hat er zwar noch mitbekommen, doch letztendlich hat es ihm doch gefallen. Nur schade, daß die Sender keine wirkliche Pornographie zeigen dürfen, denn dann wäre der Spaß noch größer. Da sich hierzulande bereits seit einigen Jahren alle Zeitungen an dem Thema „Sex im Fernsehen“ abgearbeitet haben und die genannten Sexfilmchen und -Shows auch niemand mehr vom Hocker hauen, habe ich mich umgeschaut und ein neues Publikum für Herrn Greiner gefunden. Anstatt allwöchentlich die Zeit zu verschwenden, sollte er sich mit seinen ausgefeilten Ansichten vielleicht in Richtung Tel Aviv wenden, denn dort scheint man neuerdings auf diese Filme abzufahren. Nachdem die Kabel-Programmgesellschaft TEVEL zunächst ihre Kundschaft mit braver Kultur aus dem Drei-Länder-Kanal 3Sat beglückte, stellte sie fest, daß das Volk andere Bedürfnisse hat. „Die Nachfrage nach nackten Tatsachen war groß“, behauptet der TV-Manager Cohen und hat jetzt RTLplus und Sat1 im Angebot. Also beeilen Sie sich Herr Greiner, bevor sich auch dort kein Mensch mehr dafür interessiert.

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