: Plastikkarte statt Hartgeld
■ Telecom voll im Kartenrausch / Hamburgs Telefonzellen künftig grau/lila gestylt
künftig grau-lila gestylt
Ruf doch mal an, aber nur mit Karte. Wer kennt das nicht: Weit ab vom heimischen Telefon, auf der Suche nach einem öffentlichen Fernsprecher. Galt es vor einigen Jahren lediglich, eine funktionstüchtige Zelle zu finden — manchmal sogar ausgestattet mit Telefonbüchern —, so fühlt sich heute der Telefonwillige als Rallye-Teilnehmer. Denn vor dem Anschluß steht die Karte.
Immerhin 1082 von 4148 aufgestellten Fernsprechhäuschen in Hamburg schlucken kein Hartgeld mehr, sondern nur noch Plastik. Schon heute werden in Hamburg 1,4 Millionen Karten im Monat verkauft, darin nicht eingerechnet jene, die Privat-Firmen als Werbepräsente auf den Markt werfen. Die Post selbst hat zwei Karten im Angebot. Zwölf Mark für 40 Einheiten kostet die „Kleine“; macht 30 Pfennige pro Takt. Für Vieltelefonierer gibt es einen Bonus: Sie kaufen eine 50 Mark teure Karte und können für den Wert von 60 Mark an der Strippe hängen.
Dauertelefonierer, die den Gang zum nächsten Postamt scheuen, können sich sogar ihre persönliche Plastikscheibe bestellen, die ähnlich funktioniert wie eine Euroscheckkarte. Mittels einer Geheimnummer, die dem Kartenfernsprecher eingegeben wird, kann angerufen werden bis zum Abwinken. Die Kosten werden auf die monatliche Rechnung gesetzt, zuzüglich einer Sondergebühr von drei Mark.
Wer auch in Zukunft gelegentlich aus der Zelle anrufen will, wird kaum drumherum kommen, sich die kleinen Plastikrechtecke ins Portemonnaie zu schieben. Denn spätestens Mitte 1995 ist die Hälfte aller öffentlichen Apparate nur noch mit ihnen zu aktivieren.
Damit die Suche nach diesen noch etwas verwirrender wird, plant die Telecom noch eine weitere Änderung. Die Häuschen, die heute noch knallgelb leuchten und damit auch für Brillenträger der oberen Dioptrinzahlen auf Entfernung auszumachen sind, erhalten graue Seitenwände. Dazu ein pinkfarbenes Dach und einem Seitenstreifen in gleicher Couleur. Die neu designten Fernsprechhäuschen sollen zuerst in Flughäfen, Bahnhöfen und Fußgängerzonen plaziert werden. Tamara Cordts
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