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Geschlossene Gesellschaft

■ Presse im Weser Stadion vom Geldsack erschlagen (s.S.30)

Demnächst prangt an der Pforte des Weserstadions das Schild: „Geschlossene Gesellschaft. Eintritt nur mit goldener Clubkarte.“ Ginge es nach den Gewaltigen des Deutschen Fußballbundes und Werder-Manager Willi Lemke, bestünde die Welt überhaupt nur noch aus intimen Zusammenkünften, deren Berichterstattung je nach Wohlwollen des Veranstalters genehmigt würde. Und dieses zu ergattern bedarf es lediglich einer prall gefüllten Brieftasche.

Der Kampf um die Frage, wer Vattern am Samstag als erster das Gekicke präsentieren darf, ist voll entbrannt. Plötzlich will sich RTL nicht mehr an die Spielregeln halten, und nicht SAT1, nein Willi Lemke schreit auf: Wo kämen wir denn da hin, wenn hier alle berichteten, was sie wollten?

Von dieser Geschäftstüchtigkeit könnte sich die Bürgerschaft eine Scheibe abschneiden: Fernsehberichterstattung direkt aus dem Plenum, je nach Tagesordnung, zwischen 15 und 5.000 Mark. SenatorInnen-Zitate 100 Mark, Staatsräte die Hälfte. Und könnten nicht überhaupt alle Nachrichten in diesem Land meistbietend verschachert werden? BILD schreibt heute, alle anderen morgen. Willi läßt grüßen! Susanne Kaiser

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