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Hilfskonvoi fährt erneut Richtung Gorazde

Belgrad (AFP) — Der erste humanitäre Hilfskonvoi für die bosnische Stadt Gorazde ist gescheitert. Doch die französischen Blauhelme der UN-Flüchtlingsorganisation ließen sich nach den zwei Minenexplosionen nicht entmutigen. Gestern wurde ein erneuter Versuch gestartet, Lebensmittel und Medikamente in die seit 80 Tagen von Serben belagerte Stadt zu bringen. Am Donnerstag abend waren ein Panzerwagen und ein Lastwagen der UNO vor Gorazde jeweils auf eine Mine gefahren. Dabei wurde ein bosnischer Dolmetscher durch Glassplitter am Kopf verletzt. Außerdem seien drei serbische Aufklärer verwundet worden, die dem Zug vorangegangen waren, berichtete der serbische General Tomislav Sipcic.

Der EG-Vermittler für Jugoslawien, Lord Carrington, teilte unterdesssen in London mit, er wolle sich vorerst nicht um einen neuen Waffenstillstand in Bosnien-Herzegowina bemühen. Lord Carrington sagte der britischen Tageszeitung Daily Telegraph, Verhandlungen in der Bürgerkriegsrepublik könne er sich erst wieder vorstellen, wenn „eine radikale Veränderung der Umstände“ eingetreten sei. Wenn es nützlich sei, wäre er jedoch nach wie vor bereit, mit neuen Gesprächen weiterzumachen.

Während die Führer der serbischen und kroatischen Konfliktparteien ihre Teilnahme trotz der Verstöße gegen den Waffenstillstand zugesagt hätten, habe die moslemische Seite ihre Absicht hierzu noch nicht bekanntgegeben, sagte ein Sprecher Carringtons. Nach seinen Angaben hat Lord Carrington einen Vertreter der Vereinten Nationen eingeladen, an der neuen Verhandlungsrunde teilzunehmen. UN-Generalsekretär Butros Ghali hatte in einem Bericht die Entscheidung des UN-Sicherheitsrats kritisiert, gemäß dem von der EG vermittelten Waffenstillstand für Bosnien die schweren Waffen den UN-Truppen zu unterstellen. Der britische Außenminister Douglas Hurd hatte Ghali am Donnerstag eine bessere Koordination der EG- und UN-Initiativen zugesagt, um „Überraschungen und Mißverständnisse zu vermeiden“. Großbritannien hat derzeit die EG-Ratspräsidentschaft inne.

Im Norden der bosnischen Hauptstadt Sarajevo kam es am Freitag morgen zu sporadischen Kämpfen, während es nach Korrespondentenberichten in anderen Teilen der Stadt relativ ruhig war.

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