piwik no script img

Kein Erfolg fürs „Ribnitzer Modell“

■ Der Verkauf kommunaler Wohnungen an die Mieter ist an der Ostsee vorerst gescheitert/ Mieter fürchten hohe Kosten

Rostock (taz) — Im Juli vergangenen Jahres weilte hoher und seltener Besuch an der Ostsee: Bauministerin Schwaetzer war nach Ribnitz-Darmgarten gekommen. Der Grund: hier sollte der Startschuß für den Verkauf von rund einer Million Wohnungen in den neuen Ländern fallen. Von Mieterorganisationen als „Ausverkauf sozialer Wohnungspolitik“ kritisiert, spielt die Eigentumsbildung für Bonn eine zentrale Rolle bei der Lösung der Wohnungsproblematik.

Um das „Ribnitzer Modell“ (mit der Neuen Heimat als Träger) ist es ein Jahr später freilich still geworden. „Die Privatisierung in Ribnitz“, so Jürgen Fischer vom Mieterverein in Rostock, „ist gescheitert.“ Fischer schätzt, daß „nur sehr wenige Wohnungen“ tatsächlich verkauft werden. Auch in den anderen Städten der ehemaligen DDR, in denen im großen Stil privatisiert werden sollte, verläuft der Verkauf „ausgesprochen schleppend“, so Ulrich Ropertz, Sprecher des Deutschen Mieterbundes in Köln. Die Ursache: Als künftiger Eigentümer ist man selbst verantwortlich für die Instandhaltung von Haus und Wohnung. „Während man in den Alt-Bundesländern von einer Instandhaltungspauschale von 300 bis 700 Mark pro Monat ausgeht, beträgt sie in den neuen Ländern fast das Doppelte“, so Jürgen Fischer, der zugleich die neuen Länder beim Mieterbund vertritt. „Dazu kommen noch Betriebskosten sowie Vorauszahlungen für Heizung und Warmwasser.“ Unterdessen sucht man in den Kommunen nach Auswegen. In Rostock etwa soll eine Tochtergesellschaft der „WIRO“ (Wohnen in Rostock) dem „Mieterkauf“ auf die Sprünge helfen. Die „ROGEWO“, an der auch die Bremer Sparkasse beteiligt ist, erwarb kürzlich 1.000 Wohnungen von der Stadt, modernisiert sie mit Eigenkapital und will sie anschließend weiterverkaufen, angeblich „nur an die bisherigen Mieter“. Während man im Rostocker Rathaus nach wie vor davon ausgeht, die Hälfte des Kontingents loszuwerden, ist man beim Mieterverein skeptisch. „Jede Zahl darunter würde für die ROGEWO das finanzielle Aus bedeuten“, erklärt Jürgen Fischer. Seine Befürchtung: „Die Wohnungen werden meistbietend an Wohnungssuchende verkauft.“

In Bonn gibt man sich derweil gelassen. „Kein Erfolg in dem Sinne“, räumt Bernd Peter, Projektleiter im Bauministerium, ein. Irmgard Schwaetzer indes schlägt andere Töne an. Als sie dieser Tage ihr „Infomobil“ in den neuen Ländern vorstellte, erklärte sie unmißverständlich, daß nur denjenigen Wohnungsbaugesellschaften bei der Entschuldung geholfen werde, die bereit sind, in angemessenem Umfang zu privatisieren. Uwe Rada

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen