piwik no script img

Hakenkreuz-Überpinsler festgenommen

■ Polizei knallt durch

Polizei knallt durch

Frankfurt/Main (taz) — Der Rüsselsheimer Polizeichef Klaus Harth ist bekannt dafür, daß er gerne die harte Linie gegen die kleine linke Szene der Opelstadt fährt, frei nach dem Motto: „Alles unter Kontrolle“. Da wurden jugendliche Hausbesetzer wie Schwerverbrecher behandelt, Störer einer CDU-Wahlveranstaltung nachgerade akribisch „aussortiert“ und strafverfolgt — und nur in Rüsselsheim mit seinem scharfen Amtsrichter wurden Vergehen an der Startbahn auch noch nach Jahren hartnäckig vor den Gerichtsschranken geahndet.

Jetzt hat der zur Selbstgerechtigkeit neigende Harth erneut zugeschlagen: Sieben Jungendliche aus der Kulturcafé-Szene wurden von Harth zur erkennungsdienstlichen Behandlung vorgeladen, weil sie im April in der Stadt Nazi-Parolen und Hakenkreuze mit weißer Farbe überpinselt hatten — für Harth ein klarer Fall von „Sachbeschädigung“. Fingerabdrücke und Lichtbilder der an der Aktion beteiligten Menschen wollte Harth seiner politischen Spezialdatei zuführen. Was auch von Politikern (fast) aller Couleur in Rüsselsheim für eine „gute Tat“ (Grüne) erachtet wird, ist für Kripochef Harth ein „Riesenschaden“. Immerhin, so Harth, seien bei der Polizei Anzeigen wegen „Sachbeschädigung“ eingegangen. Über die Anzeigenerstatter wollte Harth gegenüber der Lokalpresse allerdings keine Angaben machen. Die an der Überpinselungsaktion beteiligten Linken verstehen jedenfalls die kommunale Welt nicht mehr: „Es kann ja wohl keine Sachbeschädigung sein, wenn wir Nazi-Parolen überpinseln.“ In einer Kundgebung forderten die Betroffenen die umgehende Rücknahme der Strafanzeigen und den Verzicht auf die erkennungsdienstliche Behandlung. Kpk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen